Internet Statement 2020-233

 

Erneute Provokation der Polizei in Friedrichshain
Was sollen eigentlich Menschen tun, die keine Chance haben, selbst eine der untersten ortsüblichen Mieten zu bezahlen?

Maria Weiß  07.10.2021 

Es gibt in diesem Land offenbar eine bestimmte Gruppe von Menschen, die werden nicht mehr als Menschen behandelt, sondern man verfrachtet sie einfach auf die Straße, als würde es sich um Mobiliar oder etwas anderes, was man mein nicht zu benötigen. In Berlin-Friedrichshain am heutigen Vormittag gab es eine Polizeiaktion mit mehreren Hundert Polizisten in der Rigaer Straße 94, die der Vorbereitung einer Räumung diente, von der der größte Teil der Bewohner betroffen sein dürfte. Wohin diese Menschen mitsamt allem, was sie ihr Eigen nennen dann hin sollen - das ist für die Verursacher solcher Räumungen, wie sie in letzterer Zeit in der Hauptstadt des öfteren vorgekommen sind, ganz offensichtlich kein Problem. Dies überlässt man einfach den Betroffenen.

Wo bleibt hier eigentlich die allgemeine Menschlichkeit, welche von Verantwortlichen dieses Staates aber auch von vielen politischen Vertretern unterschiedlicher Ausrichtung oder Herkunft, gern und oft bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Munde geführt wird? In solchen Fällen wie hier beschrieben, scheint man sich daran nicht zu erinnern. Oder betrachtet man diese Menschen, welche man skrupellos in die Obdachlosigkeit schickt, etwa nicht als Menschen? Gibt es etwa doch die vielfach angeprangerte Spaltung auch in dieser Gesellschaft, welche von den offiziellen Vertretern derselben so oft und gern im Munde getragen wird?

Oder ist es etwa gar so, daß die angebliche Menschlichkeit eben doch nicht für Alle gilt? Das wäre eine altbekannte, aber offiziell umso öfter abgestrittene Tatsache, welche bloß in Fällen wie hier beschrieben, offensichtlich plötzlich keine Gültigkeit besitzt und vor allem keinerlei praktische Konsequenzen beinhaltet. Ist hier vielleicht doch das Messen mit zweierlei Maß, welches so gern bestritten wird, in Wahrheit eine zum Alltag gehörende Praxis? Solche Vorgehensweisen wie hier beschrieben sprechen eher für Letzteres.

Wo diese an die Luft gesetzten Menschen in Friedrichshain dann Unterkunft finden, das ist deren Sache. So offenbar die Ansicht der Verantwortlichen für die Räumung. Gesellschaftliche Verantwortung aber scheint in diesem Land inzwischen ausgestorben zu sein, jedenfalls was die offizielle Politik und deren Umsetzer betrifft. Wo ist eigentlich hier der grundsätzliche Unterschied zu vielen Praktiken des Alltags, welche auch in anderen Systemen der Klassengesellschaft, inklusive derjenigen, welche den Schleier der Demokratie – auch der bürgerlichen - längst in die Mülltonne geworfen haben.

Die Aufgabe einer Gesellschaft, welche auch nur einen Gran ihrer Verantwortung wahrnehmen würde, wäre es eine Selbstverständlichkeit, allen ihren Bürgern eine Möglichkeit der Unterkunft zu verschaffen. Das ist aber in der hiesigen Gesellschaft seit langem nicht der Fall und hängt mit der Struktur derselben zusammen. Meiner Meinung nach wäre es wichtig, wenn die Betroffenen solcher Brutalitäten dieses Staates sich Gedanken machen würden. Vielleicht kommt man ja sogar zu gemeinsamen Aktionen gegen derartige Brutalitäten.

Was wäre denn ein vertretbares Prinzip für eine sozialistische Gesellschaft?

Es könnte zum Beispiel folgendes sein:

Der Führung darf es nicht besser gegen als dem Durchschnitt der Gesellschaft.

Persönliche Bereicherung auf Kosten Anderer wird hart bestraft.

Ein bislang ungelöstes Problem ist allerdings folgendes:

Wer kontrolliert die Kontrolleure?


   

www.neue-einheit.de     www.neue-einheit.com