Internet Statement 2021-230

 

 

 

Die Widersprüchlichkeit ist Teil der Materie selbst

 

Maria Weiß  02.10.2021


„Homo homini lupus est“. so tönte es aus frühen Schriften. So haben es die alten Römer gesehen. Aber denen fehlte etwas, es fehlte ihnen die Theorie der Klassenspaltung. Und womit hing das zusammen? Es hing mit der Entwicklung der Produktivkräfte zusammen, welche nicht so lange zuvor noch nicht die Verbindung großer Massen von Menschen im Alltag der täglichen Reproduktion erforderlich machten. Die Menschen lebten in kleinen Gemeinschaften, Man hatte sein bescheidenes Auskommen, welches gerade mal die für das tägliche Überleben aller Mitglieder der Gemeinschaft erforderlichen Mittel lieferte, und wer einem das streitig zu machen bestrebt war, der war eben Lupus. Eine sehr einfache, aber von dem damaligen Stand der Produktivkräfte her betrachtet durchaus nachvollziehbare Logik.

Nun haben aber die Besitzverhältnisse auf der ganzen Welt diese einfache Logik ganz erheblich durcheinander gebracht. Heute gibt es eine weltweit wachsende moderne Arbeiterklasse, welche zu solidarischem Handeln fähig ist und Vorbild für andere Bewegungen der Ausgebeuteten und Unterdrückten ist.

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang scheint mir auch die Erkenntnis zu sein, daß Menschen, selbst wenn sie unter gleichen Bedingungen aufwachsen, sich sehr verschieden entwickeln. Der eine Mensch reagiert in der selben Situation so, der andere gänzlich anders. Woran liegt das? Ich möchte jetzt nicht psychologischen Theorien das Wort reden, welche zumeist die objektiven Verhältnisse außer acht lassen und alles nur auf die so genannte Psyche reduzieren. Auch die „Psyche“ eines Menschen hat objektive Ursachen, welche sehr verschieden sein können, obwohl sie zu ähnlichen Ergebnissen führen. Was aber auf keinen Fall außer Acht gelassen werden darf, das sind die objektiven Umstände, unter denen sich ein Mensch inklusive seiner Psyche entwickelt. Und diese sind eben auch vor allem sozialer Natur.

Nun haben wir aber seit der „biblischen großen Sprachverwirrung“ – die tatsächliche Entwicklung, welche auf natürliche Weise unterschiedliche Sprachen hervorgebracht hat, möchte ich hier einmal außen vor lassen – eine sehr unterschiedliche soziale Entwicklung auf der ganzen Welt zu konstatieren. Dies ist ein Faktor, welcher insbesondere Europäern große Mühe bereitet, zu begreifen und erst recht zu berücksichtigen.

Konkret studieren kann man das an der alltäglichen Erfahrung, welche vor allem in den letzten Jahren in vielen Städten und Orten Europas beobachtet werden konnte. Aber was man ebenso konstatieren und hervorheben muß, das ist, daß dieser Prozeß des gegenseitigen Kennenlernens und Respektierens eine ganz erstaunliche Entwicklung an den Tag legt. Sie zeigt nämlich: es geht, man kann sich verständigen und gegenseitig verstehen, selbst wenn man nicht in den gleichen sozialen Verhältnissen aufgewachsen ist. Mensch ist Mensch - das kann man daran erkennen, und wo die sozialen Verhältnisse nicht allzu sehr auseinanderklaffen, da klappt das eben auch – entgegen der offiziellen Meinungsmache, welche zum Teil bestrebt ist, Gegenteiliges zu propagieren und als angeblichen Fakt an die Wand zu malen.

Mein verstorbener Lebensgefährte, Hartmut Dicke, hat mich des öfteren kritisiert, weil er der Ansicht war, ich hätte die „nationale Frage“ nicht verstanden. Aber was ist denn die „nationale Frage“? Besteht sie nicht auch in der Herausforderung, die Unterschiede der verschiedenen Nationen auf der Welt als Herausforderung zu betrachten, das Gemeinsame zu entdecken und weiter zu entwickeln? Ich halte Letzteres für eine ganz wesentliche gemeinsame Aufgabe, welche an die gesamte Menschheit gestellt ist. Die Änderung der sozialen Verhältnisse in den diversen Staaten ist dafür ein Kettenglied, ohne das eine solche Aufgabe nicht erreicht werden kann.

Marx und Engels bezeichneten diese Erkenntnis als die Notwendigkeit der internationalen proletarischen Revolution. Das Proletariat, das im Kapitalismus zum Hervorbringer der existentiellen Mittel für die ganze Gesellschaft wird, welches aber in seiner gesellschaftlichen Stellung ausgebeutet und unterdrückt wird, muß seine historische Aufgabe erkennen und die Befreiung von dieser Unterdrückung auf der ganzen Welt erkämpfen. Das ist die Substanz der Aussage, welche diese beiden proletarischen Revolutionäre schon im 19. Jahrhundert erzielten.

Versuche dieses zu verwirklichen gab es diverse, aber alle sind an einem bestimmten Punkt stecken geblieben, und der liegt meiner Ansicht nach darin, daß er die Unterschiedlichkeit der Menschen zu wenig berücksichtigt hat. Menschen sind verschieden, entsprechend ihren verschiedenen Bedingungen, in denen sie leben, aber auch ihren individuellen Fähigkeiten. Allgemeine Gleichmacherei hat noch nirgendwo bislang irgendwelche Früchte gezeitigt. Man muß also lernen, die Unterschiedlichkeit der Menschen zu akzeptieren und diese zu entwickeln. Tut man dies, dann wird man sehen, zu welche erstaunlichen Fähigkeiten diese Menschheit noch im Stande sein wird. Das Kapital, das heißt die Vertreter des Prinzips der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, versuchen dies auf ihre Weise, allerdings mit dem essentiellen Unterschied, daß das Ergebnis nicht den Menschen zugute kommt, sondern zu ihrer eigenen Bereicherung dieser Kaste einiger Weniger. Das ist es, was geändert werden muß. Und zwar auf der ganzen Welt.

Russland und China haben dies einst versucht, sind aber an der Hartnäckigkeit der Gewohnheit des Systems der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen bislang gescheitert. Es bedarf daher hier weiterer Versuche, das Prinzip der Befreiung der Produktivkraft Mensch auf der ganzen Welt zum Sieg zu führen.

Eine winzige Schicht von Ausbeutern auf der ganzen Welt ist gegenwärtig bemüht, diese Bestrebungen der Mehrheit zu bremsen, und zwar um den Preis der Vernichtung großer Teile der Menschheit als auch der Produktivkräfte. Wir sollten alles daran setzen, das zu verhindern. Vernebelungsversuche gibt es zu Hauf. Einer davon ist die Behauptung, der Mensch selbst sei eine Fehlentwicklung der Natur. Sorgen wir dafür, daß diese Kräfte nicht mit ihren verbrecherischen Absichten zum Zuge kommen.

Weg mit den grünen Apologeten des Systems der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, mitsamt ihrer Ablenkung auf den sog. Umweltschutz!Nicht die sog. Umwelt ist in Gefahr, sondern der Mensch selbst auf Grund seiner gesellschaftlichen Spaltung. Weg mit dem System der Ausbeutung und Unterdrückung auf der ganzen Welt. Das wird auch der sog. Umwelt zugute kommen. Warum ist Letzteres der Fall? Nichts schadet auch der sog. Umwelt mehr als ein atomarer Krieg zwischen den diversen Ausbeutermächten.

 

 

 

 

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