Internet Statement 2021-116

 

 

 

 

Der Staat Israel – ein Ur-Projekt des Imperialismus selbst zur Kontrolle der diversen Völker des Mittleren Ostens

 

 

Maria Weiß  16.05.2021

Menschen jüdischen Glaubens gibt es doch schon seit vielen Jahrhunderten, ja man kann sogar sagen seit zwei Jahrtausenden. Und nicht nur im Ursprungsland Palästina, sondern auf der ganzen Welt. Seit wann aber gibt es ein solch dezidiertes Interesse jüdischer Menschen an einem eigenen Staat? An einem Staat der Juden in Palästina, nachdem sie zuvor dort viele Jahrhunderte zusammen mit den arabischstämmigen Menschen gelebt haben, welche einen anderen Glauben entwickelt haben, der von seinem Urheber Mohammed stammte? Diese Frage zu untersuchen ist meiner Ansicht nach von Interesse, und zwar für alle am Fortschritt und an Emanzipation interessierten Menschen nicht nur in Palästina und in Israel, sondern auf der ganzen Welt.

 

Dies deshalb, weil in fast allen Staaten auf der Welt Menschen verschiedenen Glaubens zusammenleben und zusammen ein Gemeinwesen betreiben, ohne daß dort permanent solch zerstörerischen Auseinandersetzungen wegen des Glaubens stattfinden, wie das in Palästina und im heutigen Israel der Fall ist. Sicherlich gibt es auch in vielen anderen Staaten auf der Welt sowohl religiöse als auch ethnische Auseinandersetzungen, ohne daß – jedenfalls in den allermeisten Fällen – eine staatliche Spaltung oder gar Neugründung von mehreren Staaten nach religiösen Prämissen daraus resultiert. Nicht aber so in Palästina. Die Frage stellt sich nach den Ursachen von diesen auf der ganzen Welt besonders emotionalen und heftigen Auseinandersetzungen, was dazu im Stande war.

 

Die Untersuchung diese Fragen führt uns zur Frage des Verhältnisses zwischen Gesellschaft und Religion. Es stellt sich doch die Frage, warum ausgerechnet in Palästina die Juden unbedingt einen eigenen Staat gebraucht haben oder auch angestrebt haben. Oder ist es vielleicht eher der Imperialismus und Hegemonismus, welcher dieses Anliegen hervorgebracht und unterstützt hat? Nahezu zwei Jahrtausende lang haben Araber und Juden in dieser Region zusammengelebt, ohne daß der Gedanke eines exklusiven Staates für die Menschen jüdischen Glaubens in dieser Region sich entwickelt hat.

 

Erst mit der Entwicklung oder Herausbildung imperialistischer Bestrebungen von Seiten vor allem europäischer Mächte hat sich dort so etwas entwickelt. Warum? Das ist nicht so schwierig zu erkennen, denn die europäischen Mächte mit imperialistischen Ambitionen suchten nach Stützpunkten in anderen Gebieten der Welt, z.B. im Mittleren Osten, welcher reich an Rohstoffen war und daher ihr Verlangen stimulierte. Meiner Ansicht nach darf man, wenn man die Konflikte dort und ihre Zuspitzung analysiert, diesen Faktor nicht außer Acht lassen.

 

Ethnische oder auch religiöse Unterschiede und Differenzen werden immer dann gerne hervorgezogen, wenn sie dazu geeignet scheinen, materielle Interessen zu beflügeln oder zu rechtfertigen. Teile und Herrsche – ein uraltes Prinzip von Herrschaft des Menschen über den Menschen, welches schon die Römer so deutlich formulierten. Meiner Ansicht nach spielt dieser Faktor bei den Differenzen im Mittleren Osten zwischen arabischen Menschen und Menschen jüdischer Herkunft und Glaubens eine nicht zu übergehende Rolle. Ja ich denke, es ist sogar der materielle Hauptfaktor bei dieser Auseinandersetzung.

 

Erst die sog. deutschen Nationalsozialisten haben diesen Gegensatz mit einer Art Heiligtum versehen, indem sie ihr eigenes Machtstreben bis zu einer bis dahin nicht bekannten brutalen Entmenschung getrieben haben. Kern der Sache aber war und bleibt das brutale, bis zur Entmenschung getriebene Herrschaftsstreben reaktionärer Klassenelemente, welches in dieser Weise versuchte, seiner Niederlage zu entkommen. Nicht ohne Grund sind bekanntlich die systematischen Vernichtungsaktionen gegen jüdische Menschen in den von den Nazis errichteten Konzentrationslagern, vor allem in der Endphase dieser Barbaren vorgenommen worden.

 

Das wird allerdings gerne unter den Tisch gebuttert und so getan, als hätte es diese bereits von Anfang an gegeben. Zugedeckt werden soll dadurch u.a. der Fakt, daß vor allem in der Anfangsphase des Nazismus in Deutschland dieser von den USA oder auch Großbritannien keineswegs so unversöhnlich bekämpft wurde, wie man es heute gerne erscheinen lassen will. Im Gegenteil haben vor allem diese beiden Großmächte von Anfang an darauf gesetzt, den Nazismus, wenn er denn das in ihren Augen hauptsächliche Vorgehen der Vernichtung der Kommunisten in Deutschland vollbracht hatte, gegen die Sowjetunion kämpfen zu lassen, und daß sie diesen dann selbst an seinen weiteren Brutalitäten an den Pranger bekommen würden. Das inklusive des ganzen Landes, so daß sie somit im Stande seien, eine wichtige Konkurrenz in Europa zunichte zu machen. Nun, dies ist auch eingetroffen und hat jahrzehntelange Abhängigkeit für Deutschland, zum Teil sogar bis heute, hervorgebracht.

 

Israel aber, der zionistische Staat im Mittleren Osten, entstand von Anfang an unter dem Schirm des Schutzes gegenüber den Verbrechen der Nazis und zieht daraus bis zum heutigen Tag einen Teil seiner Legitimation. Ich denke, daß man auch diesen Zusammenhang bei der Beurteilung auch der gegenwärtigen Konflikte im Mittleren Osten, bei der von den imperialistischen Mächten, vor allem den USA, unterstützen Staatsbildung Israels nicht trennen kann.

 

Und nebenbei gesagt, ist die Bildung eines eigenen zionistischen Staates in Palästina ein Projekt, welches schon ganz zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts von zionistischen Kräften in Europa vehement vertreten wurde. Israel, und damit meine ich ausdrücklich nicht die Masse der dort lebenden Menschen, sondern die staatliche Instituierung, ist ein Projekt der Imperialisten bereits in der Anfangszeit des zwanzigsten Jahrhundert gewesen, welche von der sogenannten zionistischen Bewegung propagiert und unterstützt wurde. Israel ist insofern durchaus ein Herzensanliegen des Imperialismus selbst, welches zur Kontrolle und Spaltung der in dieser Region ansässigen Bevölkerungen gedient hat und immernoch dient.

 

Wenn daher deutsche Politiker dieses als ihr unantastbares Interesse bezeichnen, dann wirft es zugleich einen aufschlussreichen Blick auf ihre eigenen Vorhaben in dieser Region. Mit Gleichberechtigung der Völker hat das jedenfalls gar nichts zu tun, sondern eher mit einer Art Schutzschild für das System der Ausbeutung auch dort. Für die dort lebenden Menschen allerdings – sowohl arabischer als auch jüdischer Herkunft – bringt es permanente Spannungen bis hin zu vernichtenden Kriegen hervor. Ist es das wirklich wert? Für den Imperialismus ja. Für die Völker bedeutet es permanenten Krieg, Entwurzelung  und Verunmöglichung eines sich entwickelnden und aufbauenden Gemeinwesens – und zwar sogar letztlich auf beiden Seiten.

 

Israel ist selbst abhängig vom internationalen Imperialismus, allen voran den USA, welche ihre schützende und zugleich Zerstörung und Verwüstung ganzer Regionen dort betreibende Hand darüber halten. Ist es das wirklich wert? Oder sollte man sich nicht lieber endlich auf ein vernünftiges und geregeltes Zusammenleben mit den Menschen arabischer Abstammung dort einigen?

 

Laßt hundert Blumen blühen, laßt hunderte und tausende, ja millionen Menschen verschiedener Herkunft oder Ethnie oder Glaubens miteinander wetteifern. Die ewige Separierung, das Teile und Herrsche bringt nur die Reaktionäre und ihre Herrschaften weiter, ihr System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu perpetuieren. Was weiter bringt, das ist das gemeinsame Verständnis für den Fortschritt, basierend auf der Gleichberechtigung aller. Ausbeutung ist allerdings in solch einem System nicht am Platz.


Man sieht an diesem Zusammenhang, wie sehr manche regionalen Fragen mit grundsätzlichen verbunden sind. Für die Lösung der Palästina-Israel-Frage gilt dies sogar an erster Stelle. Ich selbst stehe einer erzwungenen Trennung in verschiedene Staaten dort eher skeptisch gegeüber. In dem heutigen Israel trifft sich gewissermaßen die Welt. Warum sollen Juden und Araber nicht in einem Staaat zusammenleben, gleieichberechtigt und konstruktiv?  Warum sollte nicht eine solche Gesellschaft zum Vorbild für die Weltgemeinschaft werden?

 

Und nebenbei, in unserem Staat, in Deutschland ist es gegenwärtig auch nicht so viel anders. Und man muß sagen, insgesamt klappt es eigentlich sehr gut. Es liegt in einer solchen Vielfalt auch eine große Chance, über den eigenen Tellerrand hinweg zu sehen, ohne zugleich die eigen Kultur aufzugeben. Im Gegenteil schützt eine solche Vielfalt zugleich vor Überheblichkeit, und was das wert ist, das weiß eigentlich heute jeder. Israel hätte damit sogar eine Chance, zu einem Impulsgeber für die ganze Welt zu werden, indem es demonstriert: Wir schaffen das.

 

 

 

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