Internet Statement 2020-25

 

 

 

Was im Schatten von Corona wenig Beachtung findet:
       
Woher kommt die Heuschreckenplage in Afrika?

 

Wassili Gerhard  07.04.2020
   

Zitat: „Die Gemeinden hatten sich gerade erst von einer schweren Dürre erholt, als durch Überschwemmungen ein Großteil ihres Viehs ertrank. Nun erleben sie die Zerstörung von Ernten und Weideland durch die Wüstenheuschrecken.“

So heißt es in einem aktuellen Spendenaufruf. Das sind doch ganz andere Sorgen als gegenwärtig Corona bei uns. Die Ernährung von Millionen Menschen dort ist bedroht, gerade in Gegenden mit einfacher Landwirtschaft zur Selbstversorgung, wo der Ausfall einer Ernte sicher den Hunger bringt. Dort käme Corona allenfalls noch oben drauf, weil dieses Virus dann die vom Hunger Geschwächten dahin zu raffen droht, die vielleicht auch keine Grippe und keine schwere Erkältung mehr überleben würden, die auch von anderen Keimen, die sie sonst auch tatgein tagaus einatmen, eine Lungenentzündung bekommen. Was hat sie dann schließlich umgebracht? Ist es nur der buchstäbliche letzte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt?

 

Die wichtigsten Ursachen bleiben ungenannt!

Typischerweise wird eine ganz wesentliche Ursache der Heuschreckenplage nicht genannt: Das ist der Krieg im Jemen und seine Auswirkungen! Einer der seltenen Artikel, die dem Problem wirklich mehr auf den Grund gehen, war im Tagesspiegel vom 6.2.2020 zu lesen, nicht von einer Nachrichtenagentur, sondern von einem Korrespondenten, also sicher nicht überall zu lesen. Dort hieß es:

Wüstenheuschrecken leben normalerweise als Einzelgänger. Sie beginnen erst in Schwärmen zu migrieren, wenn ihre Population eine bestimmte Dichte erreicht hat.

Gewöhnlich passiert das nach ausgiebigen Regenfällen in Halbwüstengebieten: Die derzeitige Plage wurde im Oktober 2018 von einem Zyklon in der Region um Jemen auf der arabischen Halbinsel ausgelöst. Der dort tobende Bürgerkrieg verhinderte, dass die Heuschrecken-Task-Force auf die Gefahr rechtzeitig reagieren konnte.

Anschließend breiteten sich die Schwärme gen Osten nach Indien und Pakistan aus – wo sie zunächst über Baumwolle, Weizen, Mais und anderes Getreide herfielen. Die Regierung in Pakistan hatte vergangene Woche den Notstand ausgerufen. Vom Jemen hatten es die Insekten auch nicht mehr weit nach Äthiopien. Dort hatte es Ende des vergangenen Jahres ungewöhnlich viel geregnet, was den Heuschrecken Futter für ihre explosionsartige Vermehrung bescherte.“   ( https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/invasion-der-insekten-im-osten-afrikas-schwerste-heuschreckenplage-seit-25-jahren/25511586.html 06.02.2020, Hervorhebung von mir)

Der Krieg im Jemen, der das Funktionieren der Heuschrecken-Task-Force verhindert hat, genau eben an der Stelle, wo die Plage an der Quelle am ehesten abgewürgt werden konnte, ist nicht einfach nur ein Bürgerkrieg, sondern ein Krieg einer Koalition von Staaten, die gegen eine Umsturzbewegung im Jemen kämpft, gennannt die Huthis. Diese Koalition unter der Führung von Saudi-Arabien zerbombt das unterentwickelte und arme Land mit Milliardenaufwand und überzieht es mit einer unglaublichen Verheerung, um die ihnen genehme alte Regierung wieder ins Amt zu bringen, oder eine andere unter ihrer Fuchtel. Bisweilen wurde von der schlimmsten gegenwärtigen humanitären Katastrophe geredet. Die Huthis ihrerseits werden vom Iran unterstützt, dem Erzfeind und Rivalen der Saudis in der Region. Daß sie standhalten, spricht dafür, daß sie auch Rückhalt im eigenen Land haben.

Die USA, Großbritannien und auch Deutschland unterstützen diese Koalition mit militärischer und sonstiger Ausrüstung für Milliarden, und damit auch den bestialischen Krieg gegen den Jemen, der zugleich Teil der neokolonialistischen Kampagne gegen den Mittleren Osten und gegen Afrika ist, und sie tragen mit die Verantwortung für die Heuschreckenplage für die Region und Afrika und große Teile der Erde. Die USA und GB leisten auch direkte logistische Unterstützung. Die deutsche Unterstützung geht raffinierter Weise zum größten Teil an die verbündeten Staaten, da das öffentliche Aufsehen und der Unmut über eine direkte Unterstützung des barbarischen Krieges der Saudis und Verbündeten zu groß wäre.

Der grüne Tagesspiegel kann sich trotzdem nicht verkneifen, dem oben zitierten Absatz die Zwischenüberschrift folgen zu lassen: „Der Klimawandel könnte auch an der Insektenplage Schuld sein“. Das „könnte“ verweist auf die Spekulation oder eben den gewollt hergestellten Zusammenhang, wie denn auch der Spendenaufruf der Johanniter eindeutig die Spuren dieser Kampagne trägt. Den realen Zusammenhang kann man ja mit der Zeit unter den Tisch fallen lassen, was gegenwärtig auch meistens zu passieren scheint.

Wenn berichtet wird, daß die klimatischen Bedingungen teilweise günstig für die Heuschreckenschwärme waren, was sagt das? Das waren sie wahrscheinlich in der Vergangenheit schon oft in einer Region, wo schon die Bibel Heuschreckenplagen erwähnt. Umso wichtiger wäre das Frühwarnsystem gewesen. Aber daß eine so schwere Plage seit 25 Jahren ausgeblieben ist, in manchen der betroffenen Länder sogar 70 Jahre, dürfte eher dem vorher funktionierenden Frühwarnsystem zu verdanken sein, das vom Krieg in Jemen, von wo die Plage ihren Ausgang genommen hat, dort außer Funktion gesetzt wurde. Ob dies nicht sogar absichtlich geschah, ist nicht bekannt, aber wer weiß? Schließlich könnte die Zunahme von Hunger und Krankheiten im Jemen im subjektiven Interesse der Saudi-geführten Koalition sein, sozusagen biologische Kriegsführung. Ob ihnen das real hilft, steht auf einem anderen Blatt, denn wer möchte von Vasallen eines solchen Landes regiert werden? Es sollen sich bereits Kräfte von ihnen abgewandt haben, die vorher auf ihrer Seite waren.

Das gilt übrigens auch für Syrien, auch dort dürften die Saudis an Einfluß eingebüßt haben. Da haben wir vielleicht die Ursache, warum Erdogan sich in der Bresche so ungestraft breit machen kann und soviel Narrenfreiheit genießt als „Schutzmacht“ der Islamisten in Idlib. Sicher, auch diese Kräfte haben Familien und es gibt ein ziviles Umfeld, aber es fällt schon auf, daß dieser Rückzugsort der syrischen Islamfanatiker, insbesondere der Al-Quaida-nahen Tahrir al Scham der hiesigen Politik offenbar mehr am Herzen liegt, als der Jemen. Aktuell wird der Jemen sogar in Videos verhöhnt, indem man vorführt, für unsere Augen greulich, wie manche Bewohner sich auf das Verzehren von Heuschrecken verlegt haben. Der Hunger, das Elend und die Schrecken des Krieges sind da nicht zu sehen. Offenbar ist die neokoloniale Kriegsstrategie der hiesigen Imperialisten doch mehr maßgebend als irgendwelche bei Bedarf vorgeschobenen angeblich humanitären Gründe.

 

Ein weiteres Beispiel für die Brutalität und ungeheure Heuchelei des heutigen Imperialismus

Unsere Herrschenden verheeren aktuell diese Länder, setzen Wanderungsbewegungen in Gang, die Landwirtschaft dieser Länder wird zerstört, auch sonst, mit subventionierten Produkten unserer hochrationalisierten Landwirtschaft, die heimischen Produkte vom Markt verdrängen. Sie bekomen keine Hilfe dabei, selbst eine konkurrenzfähigen Landwirtschaft zur Eigenversorgung aufzubauen. Das ist zu verurteilen, aber nicht ganz so verwunderlich. Schon Marx stellte fest:

„Die Entdeckung der Gold- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung und Vergrabung der eingeborenen Bevölkerung in die Bergwerke, die beginnende Eroberung und Ausplünderung von Ostindien, die Verwandlung von Afrika in ein Gehege zur Handelsjagd auf Schwarzhäute bezeichnen die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära. Diese idyllischen Prozesse sind Hauptelemente der ursprünglichen Akkumulation [von Kapital].
Auf dem Fuß folgt der Handelskrieg der europäischen Nationen, mit dem Erdenrund als Schauplatz.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 779.

Die Menschen in der ehemaligen kolonialen Sphäre wurden mit Gewalt in den kapitalistischen Weltmarkt hineingezogen, aber haben niemals gleiche Chancen gehabt. Notwendige Güter wie Landmaschinen, Dünger und das Know How vor allem werden ihnen nicht zu erschwinglichen Kosten zugänglich gemacht, während deren Produkte und Rohstoffe nur sehr niedrige Preise erzielen oder vom Zoll benachteiligt werden. Von der grünen Richtung wird sogar hier an der Quelle moderne Produktion und moderne Landwirtschaft bekämpft, mit der Argumentation, daß sie z.B. eine solche Landwirtschaft nicht wollen, weil sie ja nur „Überschüsse produziert, die wir wegwerfen“. Dabei leben viele Menschen dort bereits von der Überschußproduktion hier. Wenn das überflüssig werden soll, müssen die ihre eigene „Überschußproduktion“ bekommen.

Mit der grünen Berieselung Aufgewachsene schwätzen das nach. Von ihnen wird also das imperialistische System, dessen Beseitigung an die Wurzel des Problems ginge, wohl als ewig gesetzt betrachtet und soll nur passend gemacht werden für die Verhältnisse in der Sphäre der ausbeutenden Länder, etwa daß die Klientel der Grünen gut genug lebt? Über diesen Rahmen denken sie oftmals nicht hinaus. Aber wer von den Opfern der imperialistischen Politik es schafft, hier her zu uns zu kommen, darf dann gnädig hier als Subproletariat dienen. Wie human!

Auf der anderen Seite spekuliert die Eiterbeule von Finanzsystem mit den knappen Lebensmitteln, (auch „grüne Finanzindustrie“?) werden brachliegende landwirtschaftliche Flächen unter Ausnutzung der Notlage und befördert durch Korrumpierung der Oberschicht zu Spottpreisen aufgekauft, um Biodiesel-Pflanzen oder Palmenhaine für Palmöl oder andere Pflanzen für den Export anzubauen, die die Böden permanent der heimischen Nahrungsmittelproduktion entziehen, oft auch Bauern von ihrem Land vertreiben, die dann im besten Fall als billige einheimische Hilfskräfte angeheuert werden, die froh sind, wenn sie auch nur irgendeine Arbeit bekommen, oder sie vergrößern vielleicht die Bevölkerung der Elendsviertel in den großen Städten, wo sie oft aus importierten Nahrungsmitteln versorgt werden. Ach, wie profitieren die von Ökolandwirtschaft ohne Überschüsse. Die gegenwärtige Heuschreckenplage droht genau diese Entwicklung zu fördern. Wenn der Imperialismus nicht beseitigt wird, wird das nur den Hunger in der Welt vergrößern und die Spekulation mit Nahrungsmitteln und Land lukrativer machen.

Corona paßt da hinein auf eine fürchterliche Weise. Unter hungernden und geschwächten Menschen, die schon eine normale Erkältung schwerlich überleben, werden sich Coronaviren besonders schnell ausbreiten. Wer weiß, vielleicht wird es in unseren Medien bald keine Menschen mehr geben, die an Hunger oder an anderen Folgen des imperialistischen Systems sterben. Sie werden zu Opfern von Corona und Klimawandel umdeklariert! Tut uns leid, ihr seid zu viele, die Natur rächt sich eben dafür. Meinungsäußerungen in diese Richtung kann man in grünen wie AfD-nahen Foren immer wieder lesen. Wann wächst da auf der Rechten zusammen, was zusammen gehört? Fridays for such a Future?

Mit Hilfe von Corona werden gleichzeitig linke Bewegungen bekämpft, die sich wieder mehr sozialen Themen zuwenden, nimmt ihnen sogar gegenwärtig die Versammlungsfreiheit. Die rechten grünen Strömungen dagegen haben ja die Protektion durch die offiziellen Medien und zeigen sich wenig gestört. Es gibt aus diesen Reihen sogar Äußerungen, daß die aktuellen Maßnahmen ja „gut fürs Klima“ seien und man vielleicht daraus lernen müsse. Das befördert die schlimmsten Tendenzen in der Politik der Regierenden. Anläßlich von Corona hat sich gezeigt, daß ihnen die erwartete ökonomische Krise schon bis zum Hals steht, sonst würden sie nicht die Lage für einen derartigen Shutdown und Flutung der Wirtschaft mit neuem virtuellen Schuldengeld nutzen, was vor allem die Realwirtschaft trifft, aber die Wuchernde Finanzspekulation weiter fördert. Wie gut, daß man die ökonomischen Maßnahmen, die die breite Masse wird auslöffeln müssen, auf Corona schieben kann. Das sind aber keine Lösungen auf Dauer, und ein in die Sackgasse treibendes System wird immer anfälliger für Abenteuer, etwa einen neuen Krieg, wie das allerdings in manchen Weltgegenden schon Realität ist. Daß diese herrschende Klasse derart die Demokratie aushebeln konnte, ist da besonders gefährlich. Insofern könnten die Schäden der angeblichen Schutzmaßnahmen gegen Corona in der Auswirkung schlimmer sein als das, was sie verhindern sollenAnmerkung. Schluß damit!

Diese heutige kapitalistische System ist ein bestialisches System, das seit längerem auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. Ich habe noch die Einwände mancher Zeitgenossen in den siebziger Jahren im Ohr, daß man sich soetwas wie eine Revolution doch sparen könne, es sei doch garnicht so schlimm, der Kapitalismus habe sich doch verändert. Hätte man ihnen damals vor Augen führen können, wohin es sich entwickeln wird, hätten sie dann auch so geredet? So mögen auch viele SPD-ler am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts geredet haben. Das Massenschlachten zweier Weltkriege und der Nazifaschismus folgten. Es ist Zeit, die Lehren daraus zu ziehen und die Beseitigung dieses Systems wieder auf die Tagesordnung zu setzen.

 

 


Anmerkung  Zumal gleichzeitig katastrophale Zustände im Gesundheitssystem herrschen, wo z.B. seit 1994 die Versorgung mit Krankenhausbetten um 20 % verringert wurde und bis 2030 sogar noch einmal um 20% gesenkt werden soll. Das Personal ist zu knapp bemessen, eigentlich auf den „Normalbetrieb“ zugeschnitten, um gute Profite zu machen. Profit ist jetzt Pflicht. Viele Bereiche sind an Billiganbieter ausgelagert, wo die Arbeit oft von zu wenig, zu schlecht ausgebildetem Personal in zu wenig zugestandener Zeit erledigt werden soll, was sich überall bemerkbar macht. Es herrscht auch seit langem schon Unterversorgung mit Sicherheitsausrüstung, so daß es nicht wundern muß, daß mittlerweile mehrfach Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen als Brennpunkte der Infektion festgestellt wurden.

 

 

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