Internet Statement 2019-59

 

Gebraucht wird beides, sowohl die eigene Interessenvertretung als auch die internationale Relativierung
Wem z.B. egal ist, was im Kongo passiert, der hat bei uns nichts zu suchen

Maria Weiß  23.10.2019 

In diesem Jahr jährt sich die sogenannte friedliche Revolution zum 30. Mal. Aber was war das? War es tatsächlich eine Revolution? Ich glaube nicht. Es war im Grunde eher die Übernahme eines maroden Systems durch ein System, welches noch nicht ganz so marode war, wenngleich es sich durch diese Übernahme eine Art Erneuerung oder Auffrischung von unten erhoffte. Was es damit aber auf sich hatte und in was es schließlich gemündet ist, das möchte ich mal dahin gestellt sein lassen. Das sollte jeder, der das erfahren hat und daran beteiligt war, selbst beurteilen. Was man jedoch auf jeden Fall feststellen kann, ist, daß diese Bewegung von 1989/90 mit einer wirklichen Revolution soviel zu tun hatte, wie ein Strohhalm mit einem Luftballon. Abgesehen davon, daß eine ganze Reihe von Menschen sowohl in Ost als auch in West inzwischen längst gemerkt haben, daß der sogenannte Westen keineswegs so viel besser und so viel überlegener ist wie der angeblich so zurückgebliebene und unterdrückte Osten. Diese Erkenntnis dürfte längst in den verschiedensten Köpfen bewusst geworden sein.

Das revisionistische System des Betrugs an den Massen ist gar nicht so unähnlich dem westlichen kapitalistischen System. Beide behaupten von sich, daß sie die besten aller Zeiten sind, bzw. gewesen sind, und daß sie selbstverständlich für die Masse des Volkes das Allerbeste im Sinn haben. Beides ist eine hanebüchene Lüge. Diese Erfahrung dürften inzwischen Hunderten und Tausenden Menschen, die damals voller Hoffnung in den Westen gegangen sind und ihre Forderungen gestellt haben, bewusst geworden sein. Unter anderem das neue Wiederhochkommen von rechten Kräften vor allen Dingen im Osten ist ein Beleg dafür. Mal abgesehen von den ökonomischen Fakten, die dieses ebenfalls beweisen.
Die Trendrichtung gen Südwest besteht ja bis heute noch und boomt. Sie boomt allerdings nur so lange, bis sie die nächste unvermeidliche kapitalistische Krise ebenfalls zu Boden ringen wird.

Aber noch mal zurück zum Jahr 1989. Die Massenbewegung in Leipzig und Dresden, welche als Slogan hatten: „Kommt die D-Mark nicht nach hier, gehen wir zu ihr.“ Was war das denn bitte für eine Forderung? Was war denn damals die D-Mark? Das war die Währung, die sich auf das System der Ausbeutung gestützt hat – was denn sonst? Sollte das den Menschen im Osten verborgen geblieben sein? Das kann man eigentlich nicht unbedingt glauben, denn wer sich informieren wollte, der konnte sich auch dort informieren, und die internationale Ausbeutung war auch dort kein Geheimnis. Aber erst mal war es natürlich recht bequem, sich etwas vor zu machen und erstmal zur Geltung zu bringen, seine Forderungen zu stellen. Ich will gar nicht behaupten, daß das unbedingt völlig verkehrt war. Aber irgendwann muß es auch in solchen Gehirnen mal klicken und man muß sich überlegen: was machen wir hier eigentlich? Was wollen wir denn? Was wollen wir denn eigentlich für das gesamte Deutschland erreichen? Was für ein System wollen wir?

Aber solche Fragen kamen damals ja gar nicht erst auf. Ganz im Gegenteil, die Linke stand in der Ecke, weil sie angeblich dem russischen Sozialismus aufgesessen ist und die tatsächlichen Verhältnisse in der DDR nicht berücksichtigt hat. Das stimmt allerdings nur teilweise. Und die weitere Entwicklung hat bekundet, daß es nicht die Linken waren, die das kommende Desaster und die negative Entwicklung, welche sich dort alsbald herausgestellt hat, zu verantworten hatten.

Fakt ist, wie man heute feststellen muß. Daß dem Westen die ursprünglichen DDR-Gebiete scheißegal waren. Was der Westen vor allem wollte, das waren die Menschen zur weiteren Ausbeutung als auch eine Wiederaufwertung des eigenen Systems, das vor allen Dingen. An Letzterem war ihm sehr gelegen und das hat er sich schließlich auch einiges kosten lassen.

Was ist aber nun das Ergebnis dieser Entwicklung? Das Ergebnis ist folgendes: Ganze Regionen der früheren DDR wurden abgewrackt, und als eines der erstes kam natürlich das Atomkraftwerk dran, das passte ja gar nicht in die Anti-AKW-Gesinnung im Westen, das musste verschwinden. Im Weiteren kamen noch andere Dinge dran, zum Beispiel der Kohle-und Erzabbau. Und heute, was haben wir da? Blühende Landschaften? Davon kann überhaupt keine Rede sein. Man hat höchstens „blühende“ Neonazis dort. Davon allerdings kann und muß eine Rede sein. Ich will ja gar nicht bestreiten, daß viele einzelne Menschen versucht haben, die ganze Entwicklung anders zu beeinflussen. Aber letztendlich muß man sehen, was das Ergebnis ist. Davor darf man nicht die Augen verschließen. Und eins dieser Ergebnisse ist eben ein Wiederaufkommen erzrechter Kräfte mit der so genannten AfD, welche sich vor allen Dingen aus Menschen aus dem Osten rekrutiert. Hat man darüber eigentlich schon mal nachgedacht? Hat man sich überlegt, woran das liegt? Oder will man das etwa schonen für den nächsten rechten Umsturz in diesem Land?

Die Methode dabei ist immer dieselbe. Es macht einfach keinen Sinn, immer nur die Extrema gegenüber zu stellen. Man muß auch herausfinden, was die Grundlage dieser Extrema ist und wie man vielleicht vernünftig daran geht, eine Lösung zu finden, die eben nicht in dem einen oder anderen Extrem landen. Im Grunde ist es doch so, daß der degenerierte Sozialismus im Osten und der gefütterte – international gefütterte, wohlgemerkt - Kapitalismus im Westen sich gar nicht so unähnlich sind. Beide leben von der Ausbeutung und dem Betrug der Massen. Man sieht es doch auch an dem heutigen Russland. Hat sich dort irgendetwas praktisch geändert, seitdem der Sozialismus dort umgestürzt wurde und zunächst Revisionisten an die Macht gekommen sind? Ich glaube wenig. Ich glaube, für die einzelnen Menschen, für die meisten hat sich wenig geändert, obwohl die Herrschenden sich jeweils mit neuen Namen dekorieren , um auf diese Weise den Betrug fortzusetzen trachten. Die Schwierigkeit oder das Problem für revolutionäre Kräfte besteht darin, in diesem ganzen internationalen, zugegebenermaßen ziemlich chaotischen System sich zurecht zu finden und den richtigen Weg zu erkennen und diesen durchzusetzen zu versuchen. Wie findet man sich im Dschungel zurecht? Das Problem zu lösen bleibt heute niemand erspart. Man muß sich nur dazu aufraffen, das zu sagen, was notwendig ist, leider tun dies viel zu Wenige.

Zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit? Was hat man denn erreicht? Eine erneute Spaltung. durch einerseits Pseudolinke und Grüne und auf der anderen Seite das Wiederaufkommen erzrechter Kräfte. Was aber ist das für eine Spaltung? Ist sie etwa eine, die dem sozialen Fortschritt dienlich ist? Ich denke nein. Und von wegen Spaltung. Es ist eine scheinbare Spaltung, welche die wirklich Spaltung zwischen der großen Mehrheit auf der einen Seite und auf der anderen Seite diversen rechter und pseudolinker Cliquen besteht, verdecken soll. Der Mensch – eine Fehlentwicklung der Natur? Rechter geht’s doch eigentlich gar nicht mehr.
Was dem zugrunde liegt, ist eine künstliche Spaltung zwischen Mensch und Natur. Der Mensch ist selbst Teil der Natur, es sei denn, man sitzt irgendwelchen religiösen Fantastereien auf. Die grüne Ideologie aber sitzt selbst dieser angeblichen Spaltung auf und ist daher selber ein Ausdruck dieser Natur- und Menschenfeindlichen Strömung. Der Mensch ist ein Feind der Natur? Also muß der Mensch weg? Wessen Fantastereien sind denn das? Es sind doch die der am allermeisten massenfeindlichen Strömungen in der Gesellschaft überhaupt. Sich selbst meinen solche Ideologen natürlich gar nicht. Nein, sie sind ja notwendig, um diese Form von Destruktion zu bewerkstelligen. Stellt sich allerdings die Frage, wer am Ende daraus den Profit zieht. Die Antwort ist die, daß das gegenwärtige Gesellschaftssystem der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sich hiermit im Grunde selbst die Unfähigkeit und den historischen Bankrott bescheinigt.

Was nützt es jedoch, ihnen diese Absurdität zu bescheinigen, wenn man nicht zugleich an den Aufbau einer lebensbejahenden Armee auf der ganzen Welt arbeitet? Das neunzehnte und auch das zwanzigste Jahrhundert sind schon berüchtigt für ihren Nihilismus. Das einundzwanzigste sollte diesen endlich die Quittung erteilen. Im Grunde können doch diese ganzen, vom westlichen Imperialismus, mit dem US-Imperialismus an der Spitze bestochenen Elemente mit der deutschen Wiedervereinigung eigentlich gar nichts anfangen. Was sie aber können, das ist Absahnen. Das reicht aber nicht. Es setzt aber eigentlich den Umsturz in dem gesamten Deutschland erneut auf die Tagesordnung. Und ein solcher kann nur dominiert sein von dem sozialen Fortschritt, nicht aber von irgendwelchen hinterwäldlerischen und rückwärtsgewandten Ideologien. Darüber sollte vielleicht mal eine Debatte stattfinden – und nicht nur eine, zwischen all Denjenigen, die mit der gegenwärtigen Entwicklung unzufrieden sind. Maßstab ist allerdings u.a. die Fähigkeit, sich selbst , die eigne Position zu relativieren. Man darf nicht vergessen, daß Deutschland immer noch ein Land ist, welches von der internationalen Ausbeutung profitiert. Gebraucht wird daher beides, sowohl die eigene Interessenvertretung als auch die internationale Relativierung. Wem es z.B. egal ist, was im Kongo passiert, der hat bei uns nichts zu suchen.

Ein weiterer Punkt: Nicht irgendwelche Jahrestage sind interessant, sondern das, was man dabei konstatieren muß. Und was gibt es denn in Punkto China, was man konstatieren muß?
Repräsentiert die heutige Entwicklung dort das, was Mao gewollt hat, oder ist es vielleicht eher das Gegenteil davon?

Es bleibt daher jede Menge Arbeit für revolutionäre Kräfte auf der ganzen Welt übrig.

   

www.neue-einheit.de     www.neue-einheit.com