Internet Statement 2018-40

 

Ein paar Bemerkungen zum Fünfzigsten Jahrestag der 68er Bewegung

 

Der Nazifaschismus war die Antwort auf die revolutionäre Entwicklung im damaligen Europa in Deutschland., vorangetrieben und beeinflusst von der siegreichen Revolution in Russland. Ersterer wurde international unterstützt, um letztere zu bekämpfen. Der Antisemitismus ist in dieser Hinsicht nichts weiter als eine Nebenfrage gewesen, wenngleich sie grausige mörderische Auswirkungen hatte. Letzteres wird aber heutzutage permanent zur Hauptsache erklärt, sei es direkt oder indirekt. Warum das geschieht, diese Frage sollte sich jeder geschichtlich interessierte und für den Fortschritt der Gesellschaft eintretende Mensch stellen. Es ist übrigens auch heutzutage immer noch ein verbreiteter Irrtum, die nachfolgenden Generationen in dem so genannten „Täterland“ für den Nazifaschismus verantwortlich zu machen oder mitverantwortlich zu machen. Das ist zwar historisch als auch konkret betrachtet nicht vertretbar, aber es nützt natürlich gewissen reaktionären Kräften –seien es nationale oder internationale- dabei, diesen Knüppel ewig und drei Tage aufrecht zu erhalten, derweil die reale Entwicklung ganz andere Dinge erforderlich macht. Es ist nebenbei durchaus vorstellbar, mehr noch es ist davon auszugehen, daß der Nazifaschismus mitsamt seiner menschenverachtenden Brutalität durchaus noch übertroffen werden kann und wird, und zwar genau in dem Maße, wie sich die Klassenauseinandersetzung auf der Welt an bestimmten Punkten zu verschärfen droht und die Reaktion – wie gehabt oder schlimmer- zu derartigen Ausflüchten Zuflucht nimmt. Aber gewisse Kleinbürger können sich oft nur das vorstellen, was einmal gewesen ist. Für zukünftige Verschärfungen der Klassengegensätze fehlt ihnen dabei nicht selten der Blick. Ich selbst habe früher ebenfalls solche Ansichten im Kopf gehabt und vertreten und niemand anderes als Hartmut Dicke ist es gewesen, der diesen in aller Schärfe entgegen getreten ist und mich von der Unsinnigkeit derselben schließlich auch überzeugt hat.

Warum sind aus dieser Jugend- und Studentenbewegung der 1960iger Jahre vor allen Dingen die Grünen hervorgegangen und nichts Anderes? Die Frage muß man sich doch auch mal stellen. Woran liegt das denn? Zweifelsohne hat sich damals auch der Marxismus unter Studenten ausgebreitet. Die Frage ist aber, ob sie den wirklich verstanden haben. Hätten sie sonst derartig massenhaft in die Grünen übergehen können?

Schöne Erinnerungen an diese Zeit hat jeder in einer bestimmten Altersklasse, aber die Frage, warum es eine solche Entwicklung genommen hat, die ist viel wichtiger und deren Wurzeln muß man herausfinden. Was ist denn heute, fünfzig Jahre danach, von dieser Bewegung übrig geblieben? Einige Minigruppen wie unsere, die an der materialistischen und revolutionären Theorie festgehalten haben, aber eben vielleicht gerade deswegen nur so wenige sind? Und auf der anderen Seite eben die Grünen, eine breite, von der Bourgeoisie gestützte und geförderte Richtung, die sich überall in diesem Land breit gemacht hat und deren destruktive Wirkung überhaupt nicht mehr zu übersehen ist. Dem Kapital allerdings ist sie sehr nützlich.

Warum es eine solche Richtung genommen hat, finde ich viel interessanter als die Frage, wer oder was damals alles Marx vertreten hat. Von Marx ist jedenfalls heute nicht viel übrig geblieben, der würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er dieses Resultat zur Kenntnis nehmen könnte. Aber es ist richtig: Ostern 1968 jährt sich dieses Jahr zum 50sten Mal. Die Frage ist jedoch: was ist davon übrig geblieben, von der damaligen Bewegung? Und davon kann man eben nur erkennen, dass die Grünen sich durchgesetzt haben, mit Hilfe der Bourgeoisie, und zwar auf ganzer Linie. Und was ist mit dem Marxismus? Der existiert nur noch in einzelnen Splittergruppen, die daran festhalten.


Nostalgische Betrachtungen kann man natürlich anstellen, die Frage ist aber, wie sie weiterbringen. Was nützt es denn, die damalige Bewegung zu dokumentieren, wenn man das Resultat derselben, welches heute sich manifestiert, dabei außer Acht lässt? Was kann man denn heute als Resultat der damaligen Bewegung noch bemerken? Das lässt sehr zu wünschen übrig. Heute haben wir eine Großmacht, eine kapitalistische, imperialistische Großmacht China. Damals war das anders. Da gab es das revolutionäre China unter Mao Zedong und dessen Auseinandersetzung mit dem russischen Chauvinismus, als auch der russischen reaktionären Verleugnung der Marxschen revolutionären Theorie und Praxis. Was ist heute davon übrig geblieben? Heute gibt es das Putinsche Russland und Putin gibt sich alle Mühe, Russland zusammen zu halten unter ganz anderem Vorzeichen, allerdings mit ganz ähnlichen Absichten, gegenüber der nach wie vor kapitalistisch-imperialistischen, USA geführten westlichen Koalition. Was sagen sie denn dazu, die Zeitzeugen der damaligen Bewegung? Woher kommt denn das? Was für einen Sinn macht es denn, zu glorifizieren, dass damals Marx und Engels und die revolutionäre Theorie sich erneut unter der Jugend ausgebreitet haben, wenn das Resultat ein solches ist, was wir heute haben? Woran liegt denn das? Diese Frage finde ich interessant zu beantworten, nicht aber nostalgisch zurück zu blicken, was irgendwann mal in dieser Republik, in dieser deutschen Republik oder auch damaligen Teilrepublik aktuell gewesen ist oder nicht.

Was bringt es, eine Bewegung zu feiern, die als Resultat die Grünen hervorgebracht hat? Gar nichts, sondern höchstens die Aufgabe, zu untersuchen, woran das liegt. Viele der damaligen Exponenten dieser Bewegung leben heute gar nicht mehr. Und diejenigen, die heute noch leben, haben die Aufgabe, zu analysieren, warum es eine solche Entwicklung genommen hat und keine andere. Zweifellos spielt auch der Einfluß der damaligen Sowjetunion in dieser Bewegung seine Rolle, ebenso wie auf der anderen Seite auch China, das revolutionäre China unter Mao Zedong eine Rolle spielte. Aber welche das ist, das muß man genau analysieren und gegeneinander abwägen, als auch den rechten Umsturz Deng Xiaopings, welcher alsbald im Jahr 1976/77 nach dem Tod Mao Zedongs dort folgte und auch die heutige Weiterentwicklung sowohl Russlands als auch Chinas dabei berücksichtigen. Auch das ist Fakt, den man nicht außer Acht lassen kann. Eine nostalgische Retro, welche nicht zugleich eine Kritik an der weiteren Entwicklung leistet, bringt nicht weiter.

Die Aufgabe besteht also auch darin, zu analysieren, warum diese Jugend- und Studentenbewegung, die zweifellos ihre Rolle in der damaligen Teilrepublik BRD inklusive Westberlins gespielt hat, so geendet hat, dass sie mit Pauken und Trompeten in den Grünen geendet ist, jedenfalls in ihrer überwiegenden Mehrheit, und welche Auswirkungen das für die Entwicklung dieses Landes gehabt hat und haben wird. Das ist meiner Ansicht nach der Hauptpunkt, den man anpacken muß, wenn man auf 50 Jahre Jugend- und Stundenbewegung in Deutschland zurück blickt. Dieser und jener Punkt, wie das doch alles gewesen ist damals und wie schön und wie fortschrittlich und was alles sonst noch führt nicht weiter. Das einzige, was weiter führt, ist das zu analysieren, worin es geendet hat und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Woran liegt es denn, dass die damalige, durchaus fortschrittliche und zum Teil revolutionäre Studentenbewegung in Teildeutschland, nur weil sie sich Marx und Engels erinnert hat und auch zum Teil an Mao Zedong festgehalten hat, eine solche Entwicklung genommen hat? Das ist das, was entscheidend ist zu analysieren, nicht aber eine nostalgische Retro zu praktizieren. Damals gab es in der Tat eine Auseinandersetzung innerhalb dieser Bewegung, wie man zu Russland, der damaligen Sowjetunion, steht und zu China, dem damals revolutionären China Mao Zedongs. Diese Auseinandersetzung hat die damalige Bewegung geteilt und es bleibt den heutigen geschichtlichen Untersuchungen überlassen, welche Richtung den Fortschritt dargestellt hat und welche nicht. Fakt ist aber, dass das heutige China inzwischen bürgerlich-revisionistisch degeneriert ist, ebenso wie der, dass die damalige revisionistisch degenerierte Sowjetunion eine imperialistische Machtpolitik betrieben hat. Woran liegt das denn? Wie kann es denn angehen, dass ein den Sozialismus umgestürzt habendes Land eine solche Politik vollführt? Auf diese Frage muß es eine Antwort geben, sonst kann man gar nichts verstehen. Das allein führt letztendlich weiter, nicht aber ein nostalgischer Rückblick auf frühere revolutionäre Zeiten.

Soweit zur so genannten 68iger Bewegung in Deutschland, welche sich in diesem Jahr zum fünfzigsten Mal jährt.

Was soll es denn, davon zu träumen, wie schön doch alles damals war, wenn wir es heute mit den reaktionäre Auswüchsen dieser damaligen Bewegung zu tun haben? Das Eins teilt sich in Zwei war auch damals schon angelegt und ein praktisches Beispiel davon war die Niederschlagung der revolutionären Mai-Demonstration unserer Organisation im Jahr 1972. Dies ist jetzt zwar kein Jahrestag, aber es ist trotzdem notwendig, es zu erwähnen. Und Letzteres hängt es eben zusammen mit der imperialistischen Bestechung und mit gar nichts sonst. Und von daher ist eben unabdingbar, die damalige revolutionäre Jugend - und Studentenbewegung, die zweifellos ihre sehr positiven Seiten hatte, in diesem Zusammenhang zu sehen als auch daran zu messen. Eine Retro, wie schön doch damals alles war, bringt nicht weiter. Die entscheidende Frage ist: Was ist daraus geworden? Nostalgie kann man sich sparen, nach dem Motto „ Ach wie waren wir doch so revolutionär“. Was ist daraus heute geworden? Diese Frage muß man sich stellen, und es ist die einzige, die wirklich weiter führt. Eine „Richterin gnadenlos“ – so was darf hier nicht sein. So was wird hierzulande um die Ecke gebracht.

Gruppe Neue Einheit
Maria Weiß 25.04.2018

   

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