Internet Statement 2017-78

 

„Gerne und gut leben, in Deutschland“ ? (Originalton Merkel)[1]

Maria Weiß  09.08.2017     

Was wäre denn Deutschland ohne die internationale Ausbeutung? Ein nichts wäre es. Ein Land, was nicht einmal imstande ist, die eigene Bevölkerung aufrecht zu erhalten, sondern statt dessen von anderswo junge Menschen herein zu holen gezwungen ist, um überlebensfähig zu bleiben – was ist denn ein solches Land überhaupt? Im Grunde muß man feststellen: hier hat die Ausbeutung gegen sich selbst geschlagen.

Überhaupt muß man feststellen, dass die geschichtliche Entwicklung auf der ganzen Welt an Europa, an den europäischen Staaten nicht vorbei gegangen ist. Ganz im Gegenteil, sie hat dort tiefe Spuren hinterlassen. Und diese tiefen Spuren bestehen in sämtlichen europäischen Staaten darin, dass sie allesamt von der internationalen Ausbeutung abhängig sind und insofern auch von den internationalen Garanten dieser Ausbeutung abhängig sind. Alleine könnte das kein einziger europäischer Staat aufrecht erhalten. Diese Wahrheit muß man einfach mal zur Kenntnis nehmen, um Idealismus und Illusionsmacherei hier vorzubeugen.

Sicherlich hat Europa in der Geschichte Großes geleistet, aber das ist eine ganze Ecke her und zwischendurch gab es den ersten Weltkrieg und den zweiten Weltkrieg und vor allem letzterer hat tiefe Spuren in ganz Europa hinterlassen und hat internationale Mächte ganz anderer Sorte, zum Beispiel die USA als auch osteuropäische Mächte als auch neuerdings chinesische Mächte hervorkommen lassen, und dreimal darf man raten, wer heutzutage das Weltgeschehen diktiert. Zumindest meint man es diktieren zu können, wenn man die Grundlage vergisst, die Grundlage, die darin besteht, dass man in vielfältigster Weise die Völker der ganzen Welt ausbeutet und an ihrer Emanzipation hindert oder zu hindern versucht. Deutlich wird das zur Zeit vor allen Dingen in Afrika, aber auch in Vorder- und Mittelasien und nicht zu vergessen auch auf dem südamerikanischen Kontinent, wo es brodelt und wo gewisse Mächte nicht aus noch ein zu wissen scheinen, wie sie diesem Brodeln Herr zu werden imstande sein können.

Religionsfragen, wie sie zur Zeit durch die Einwanderung dem muslimischen Glauben anhängiger Menschen vor allen Dingen aus Nordafrika als auch aus Vorderasien und dem Mittleren Osten hervorgerufen werden, sind ein besonderes Kapitel. Sie betreffen aber nicht die generelle Spaltung auf der ganzen Welt in Ausbeuterstaaten und ausgebeutete, das kann dadurch überhaupt nicht weg gewischt werden. Das ist heutzutage Grundlage einer jeden Betrachtung egal welche Gesellschaft auf welchem Kontinent. Was wären denn europäische Konzerne, was wären denn deutsche Konzerne wie VW beispielsweise, ohne die internationale Ausbeutung? Man kann sich denken, wo sie stehen würden. Ein Großteil der Teile der Produkte, die hier schließlich vertrieben werden, wird doch längst woanders hergestellt, unter gänzlich anderen Bedingungen, unter der tagtäglichen Aussaugung der Arbeitskraft von vielen Millionen Menschen anderswo. Das ist aber etwas, was einem hierzulande gerne aus dem Kopf getrieben wird. Das sollte aber nicht passieren, man sollte es in den Kopf hinein bringen, sonst wird man einfach zum Idealisten und damit selbst zu einer rückständigen Kraft in der Gesellschaft. Was wird denn in Wolfsburg, in den VW-Anlagen überhaupt gemacht? Allenfalls Teile zusammengesetzt, die anderswo unter erbärmlichen Bedingungen der dortigen Arbeiter fabriziert werden. Das kann man überhaupt nicht außer acht lassen, sonst wird man zum Idealisten und damit selbst zum Profitierenden dieser internationalen Ausbeutung. Man kann heutzutage sämtliche Kontinente auf der Welt, auch den europäischen nebenbei, nur noch aus dem internationalen Blickwinkel wirklich korrekt beurteilen. Alles andere bedeutet, dass man sich zum Idealisten macht, zum Realitätsignoranten und damit zum Komplizen der internationalen Ausbeutung.

Das heißt natürlich keineswegs, dass es nicht auch hierzulande als auch in ganz Europa Menschen gibt, denen es erheblich dreckiger geht als in früheren Zeiten. Das liegt vor allem daran, dass man diese Menschen eben nicht mehr braucht, weil man sie nicht zu solch günstigen Bedingungen ausbeuten kann wie anderswo. Das Kapital sucht sich überall dort die Bedingungen, die für dieses am profitabelsten sind. Das ist das heutige internationale Ausbeutersystem und dies kann man überhaupt nicht, in keiner einzigen Betrachtung, auch nicht in einer Auseinandersetzung zwischen Religionen oder sonst irgendetwas außer Acht lassen, ohne zum Idealisten zu werden.

Man darf dieses Verhältnis nicht unterschätzen. Es bestimmt heutzutage das gesamte Staatswesen in Europa, in europäischen Staaten, selbstverständlich auch in unserem und fortschrittliche und revolutionäre Kräfte, die dieses Ausbeutungssystem abschaffen wollen, müssen das berücksichtigen, sonst gehen sie fehl, sonst kommen sie auf eine falsche Fährte. Auseinandersetzungen religiöser Art oder sonstiger sozialer oder kultureller oder gar ethnischer Art mit Menschen, die hierzulande eingewandert sind, aus anderen Kontinenten, müssen ebenfalls daran gemessen und dieser Kritik unterzogen werden. Das muß berücksichtigt werden, sonst geht man fehl. Sämtliche Staaten und Institutionen in Europa sind längst imstande, aus ihren Extraprofiten, die ihnen die Bourgeoisie hier zuschanzt, so viel zu ziehen, dass sie solche Leute beruhigen oder sogar bestechen können. Revolutionäre Kräfte dürfen dies nicht außer acht lassen, sonst kommen sie auf den falschen Weg. Dem gegenüber sind religiöse Betrachtungen wirklich mehr als sekundär. Und selbstverständlich sollten sich auch ein Raed Saleh und andere diesen Widersprüchen stellen, sofern sie dazu überhaupt noch imstande sind, und ihre eigene Praxis einer Kritik unterziehen. Tun sie dies nicht, müssen sie sich darauf gefasst machen, dass sie mitsamt der SPD oder sonst irgendeiner bürgerlichen Partei auf dem Müllhaufen der Geschichte landen werden, selbst wenn das noch ein Weilchen dauern könnte.

Spiegelfechtereien fern der Realität werden nicht gebraucht. Bilden wir eine Bresche für die globale Betrachtungsweise. Man kann heute nicht mehr anders herangehen, ohne in die globale Bestechung einbezogen zu werden.

Spiegelfechtereien? Da waren wir vor 50 Jahren schon einmal weiter. Idealismus, und dazu zählt auch die Religion, ist überall auf der Welt, in jedem Land, ein Anliegen der Reaktion,, nicht aber der fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte und Klassen.

Das heißt natürlich nicht, dass nicht nationale Belange, die auf den verschiedenen Gebieten auf der Welt immer noch existieren, keine Berücksichtigung finden sollten. Aber man muß sie eben in Relation setzen zu dieser globalen Wirklichkeit, zu dieser tagtäglichen menschenunwürdigen Ausbeutung von Menschen durch Menschen die permanent auf der Welt stattfindet. Das ist keineswegs eine vorwiegend moralische Frage, das ist vor allen Dingen eine Überlebensfrage auch für all jene, die in den Herkunftsstaaten dieser internationalen Ausbeutung zu den verworfenen Schichten in den Augen der herrschenden Klasse zählen. Ein Proletarier in diesen Staaten kann, wenn er dies nicht berücksichtigt, gleich die revolutionäre Sache an den Nagel hängen. Und für diesen wie für allen anderen Gleichgesinnten ist dies keine moralische Frage, sonder eine Frage des politischen Überlebens, d.h. der Perspektive des Lebens überhaupt. So hat sich dies eben klappsymmetrisch verändert und man sollte nicht annehmen, dass in Staaten wie China oder Russland oder auch Indien oder auch in anderen Staaten auf der Welt es nicht (wieder) brodelt in eine solche Richtung und im Grunde auch dort das Ausbeutersystem auf einer ziemlich fragilen Schiene steht, ebenso wenig wie man vergessen sollte, dass die Einheit unter den Ausbeutern relativ ist, die Konkurrenz hingegen absolut. Und daher wird sich letztere auch in einem globalen Krieg entladen, wenn nicht die Millionen, ja man kann heute sagen die Milliardenmassen in den verschiedenen Staaten dem zuvorkommen. Es versteht sich von selbst, dass religiöse Fragen dabei eine ziemliche Nebenrolle spielen. Man kann sich mit einem Bauern irgendwo auf der Welt eher zusammenschließen als mit einem bestochenen Staatsdiener in einer Ausbeutergesellschaft. Religion ist eine Frage des Überbaus, die Klassenfrage ist das Kettenglied. Und damit sollten auch ein Raed Saleh und ähnliche Exponenten des bürgerlichen reaktionären Staates auf ihren gebührenden Platz verwiesen worden sein.

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[1]  Dieser Spruch ist derzeit überall in den Strassen von Berlin plakatiert.

 

 

 

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