Internet Statement 2017-71

 

Die kapitalistische Falle des Ökologismus sprengen

Klimawandel ja – aber einen des sozialen Klimas

Maria Weiß  01.07.2017        

Wer heutzutage hierzulande versucht, eine revolutionäre Agitation und Propaganda zu entwickeln, muß einen hohen Preis dafür bezahlen. Es wurde hier in Jahrzehnten eine regelrechte Wand von Pseudolinken und Grünen aufgebaut, die alles, was sich irgendwie in Richtung Fortschritt zu bewegen verspricht, abzufangen versuchen und in dieser miserablen Hundetätigkeit für die Reaktion hierzulande als auch international bislang relativ erfolgreich gewesen sind. Den Preis dafür bezahlen die revolutionären Kräfte, die dadurch hier kein Bein auf die Erde bekommen, weil das ganze Land, der ganze Staat von der internationalen Ausbeutung profitiert, sich daran fett gefressen hat.

Die arme Schicht in diesem Land hat wenig Chancen, aus ihrer misslichen Lage, so sie einmal da rein gerutscht ist, wieder heraus zu kommen, aber es besteht auch ein ziemlicher Graben zwischen der Generation der revolutionären Bewegung der 1960er Jahre und solchen Schichten heute. Dies liegt daran, dass Letztere niemals politisiert worden sind und auch selbst nur wenig Bestrebungen in eine solche Richtung gezeigt haben. Das ist ein Graben, der schwer zu überwinden ist.

Des weiteren spielt natürlich auch dabei die gesamte Stellung des wieder hoch gekommenen prosperierenden kapitalistisch-imperialistischen Deutschland eine Rolle, welches sich innerhalb der Europäischen Union vor allen Dingen ökonomisch gesehen wenigstens die erste Stelle nicht erarbeitet, sondern angeeignet hat, zu großen Teilen aus der internationalen Ausbeutung. Erarbeitet haben diesen Wohlstand ganz andere Menschen, zu allererst die Kolleginnen und Kollegen in Staaten der so genannten Dritten Welt, welche die Produkte herstellen, die Deutschland vertreibt, aber auch die Kolleginnen und Kollegen im eigenen Land, in Deutschland selbst, welche zu großen Teilen unterbezahlt und in zunehmendem Maße in wechselnden Jobs dafür tagtäglich schuften müssen.

Weiter ist es natürlich auch die Nähe zum internationalen Finanzkapital, welche Deutschland eine solche Stellung beschert hat und beschert. Die Europäische Zentralbank (EZB), die europäische Filiale von FED und Wallstreet, der finanziellen Zentrale der internationalen Ausbeutung, ist nicht zufällig in Deutschland, in der Mitte Deutschlands, in Frankfurt am Main angesiedelt und man glaube doch nicht, dass dies keine Rolle spielt. Nicht umsonst schauen Nachbarländer wie zum Beispiel Frankreich aber auch Großbritannien in dieser Hinsicht wohlgemerkt neidisch auf Deutschland.

Es ist daher schwer zu ertragen für revolutionäre Kräfte hierzulande, solche satten und selbstzufriedenen revisionistischen und antirevolutionären Aussagen wie zum Beispiel unter anderem von Sahra Wagenknecht , welche diese in einem kürzlich stattgefundenen Interview wieder einmal von sich gegeben hat, zu lesen und erst recht nicht, zu hören. Das Programm der so genannten Linkspartei ist durch und durch reformistisch, sozialdemokratisch, Willi Brandt ist nicht umsonst ihr erklärtes Vorbild. Aber diese ganze Sozialdemokratie hat sich doch widerlegt. Was wäre denn die SPD ohne das Kapital und dessen internationale Ausbeutung? Sie wäre ein Nichts, sie würde gar nicht mehr existieren, ebenso wenig wie deren ganzer bestochener Anhang hierzulande.

Ein weiterer wichtiger Sockel in dieser reaktionären Partie sind die Grünen. Die Grünen sind entstanden aus einer ursprünglich oppositionellen, zum Teil sogar revolutionären Bewegung, und zwar aus dem Teil, der sich schon frühzeitig in eine ökologistische Richtung hat umdrehen lassen. Stichwort Whyl 1974. Und im weiteren hat eben diese grüne Richtung eine Rolle gespielt, den revolutionären Kräfte in diesem Land systematisch, zumindest was die organisatorischen Aussichten angeht, das Wasser abzugraben, was bis zum heutigen Tag seine Auswirkungen hat. Unklar ist allerdings, was eine wirklich echte ökonomische Krise in diesem Land bewirken könnte. Die letzte Krise von 2008 ist ja in unserem Land am allerwenigsten zum Tragen gekommen, deren Lasten haben vor allen Dingen Peripherieländer wie Portugal, Spanien und Griechenland getragen, auch Italien ist hier zu nennen, wobei dieses Land auch eine gewisse Sonderrolle spielt.

Aus all diesen Gründen braucht einen wirklich nicht wundern, dass man sich weiter satte, selbstzufriedene und selbstgenügsame Interviews wie das mit Sahra Wagenknecht kürzlich wieder erschienene vielleicht nicht unbedingt lesen, aber zur Kenntnis nehmen muß. Aus solchen Positionen wird nichts werden, und spätestens die nächste Krise wird dies bestätigen.

In den Jahren 2002 bis 2004 gab es ganz kurz so etwas wie ein revolutionäres Aufflackern in diesem Land, in Form der Anti-Hartz-Bewegung. Das hat aber nicht lange gedauert, dass diese Bewegung ebenfalls in revisionistische, sozialdemokratische Kanäle wieder eingebunden werden konnte, zu ihrem weit überwiegenden Teil. Ein Resultat davon ist die heutige Linkspartei. Sahra Wagenknecht, damals noch Vertreterin der Kommunistischen Plattform, welche immerhin noch ein bisschen an umstürzlerischen revolutionären Theorien zumindest in Worten vertreten hat, hat sich längst angepasst an das kapitalistische Ausbeutungssystem, angepasst an die satte, ausgehaltene Sozialdemokratie und schwärmt inzwischen von Willi Brandt als ihrem großen Vorbild. Was für ein Erfolg! Man könnte fast meinen, die Geschichte bricht darüber in Tränen aus. Tut sie aber nicht. Sie wird darüber weg gehen, da kann man sicher sein. Kein Wunder, dass diese Vertreterin der Sozialdemokratie und Willi Brandts sich inzwischen zum Idol der satten Mittelschichten in Deutschland hoch gearbeitet hat. Glückwunsch! Die Geschichte wird darüber ihr Urteil sprechen.

Willi Brandt nebenbei, ein sozialdemokratischer Kleinbürger, welcher zwischen den unversöhnlichen Widersprüchen der Weltmächte zerrieben wurde - sein erzwungener Rücktritt im Jahr 1974 war kein Zufall, und wer auch immer ihm den Agenten Günther Guilleaume an die Seite gestellt hat, wusste, was er tat.


 

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