Internet Statement 2016-71

 

 

Barbarismus und Modernität
am Beispiel des Syrienkriegs

 Maria Weiß   03.10.2016     

Die ganze westliche Bourgeoisie hetzt gegen kein anderes Land so sehr wie gegen Russland. Das kann man, zumindest was Europa angeht, so sagen. Woran liegt das? Es liegt daran, daß dieses riesige Land eben mal dazu fähig gewesen ist, in der neueren Geschichte, ein fortschrittlicheres Gesellschaftssystem zu erkämpfen als das gegenwärtig wieder überall auf der Welt dominierende des Kapitalismus, der privatwirtschaftlich dominierten Ausbeutung der Ware Arbeitskraft. Und sie alle haben, trotz der gravierenden sozialen geschichtlichen Rückschläge, welche dieses heutige Rußland inzwischen erfahren hat, allesamt eine Heidenangst davor, daß es zu dem Erstgenannten noch einmal wieder kommen könnte, und das obwohl momentan wenig danach aussieht. So etwas prägt sich eben ein in das geschichtliche Bewußtsein der Menschen, mal ganz abgesehen davon, daß auch die trotz aller Rückschläge objektiv fortschreitende Entwicklung der Widersprüche etwas Derartiges zunehmend herausfordert.

Die Re-Islamisierung auch der sogenannten Dritten Welt während der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts bis hinein in die Gegenwart ist ein riesiger sozialer Betrug und hat als Ziel vor allem die Verhinderung weiterer sozialer Emanzipationsbestrebungen in diesen Ländern. Verarschen können wir uns aber selbst. Dazu brauchen wir keinen Allah. Der Muftis jedoch mitsamt ihrer unendlichen Korruption, ihrem Reichtum, angehäuft auf Kosten der überwiegenden Mehrheit, derer muß man sich entledigen. Denen muß und wird man das Heft aus der Hand nehmen. Und damit genau das behindert wird, nicht geschieht, gibt es gegenwärtig diese ganzen Kriege dort, welche dazu geeignet sind, sowohl die materiellen als auch vor allem die sozialen Ressourcen dort zu liquidieren, sie dem Erdboden gleich zu machen.

Der arabische Publizist und Autor Karam Khella schreibt noch im Jahr 2012 folgendes über Syrien :

Modernes Syrien.
Nach dem Rausschmiß der Franzosen aus Syrien, Verwirklichung der politischen Unabhängigkeit und Entfaltung der nationalen Befreiung, verzeichnete Syrien rasch große Fortschritte auf allen Gebieten der Wissenschaft, Technik, Kultur und Literatur. Es schloss sich der schon bestehenden Liga der Arabischen Staaten an. Es gehörte zu den ersten Vollmitgliedern der Vereinten Nationen. Syrien führte ein Sofortprogramm zur Arabisierung des Schulwesens, des Studiums, der Verwaltung und des öffentlichen Lebens durch.
Das moderne Syrien verzeichnet einen hohen Standard von Bildung und Ausbildung. Ein hoher Prozentsatz des Nachwuchses verfügt über ein Studium oder eine Fachausbildung. Es herrscht eine hohe Quote der Beschäftigung. Frauen und Männer sind gleichberechtigt und sind in politischem und gesellschaftlichem Leben voll integriert.
Die gesundheitliche und soziale Versorgung erfüllen die Anforderungen, die an einen modernen Staat gestellt werden. Sie kommt allen Schichten des Volkes zugute.
Syrien ist autark und unverschuldet.“ (Anm.)

Selbst wenn man das jetzt nicht alles völlig unkritisch so übernehmen will, so lässt sich doch daran ermessen, was die jetzige Zerstörung dieses Landes durch die diversen Interventionen seitens imperialistischer als auch regionaler Potentaten bedeutet, und auch warum diese erfolgt.


Seit dem 11. September 2001, dem Anschlag auf das World Trade Center, ist die Welt statt im Klassenkampf in einem angeblichen Kampf der Kulturen versunken. So jedenfalls stellt es ein gewisser US-amerikanischer Autor namens Samuel Huntington dar, dessen Buch kurz vor den Anschlägen erschien. Darin wird eine Welt ausgemalt, die sich aufteilt in die sogenannte westliche Welt und die übrige Welt, vor allem die islamische und die sogenannte konfuzianische Welt, wobei mit letzterer vor allem China gemeint sein dürfte. Folgt man diesem Autor, so kämpfen diese genannten Welten angeblich gegeneinander. Das ist aber Unsinn. Es hängt die ganze Widersprüchlichkeit allein am Überbau auf und geht damit fehl, versackt in Idealismus.

Was auf der Welt entscheidend ist, das sind die materiellen Widersprüche und Gegensätze sozialer Natur. Diese sind es, welche die übrigen Gegensätzlichkeiten anschieben und beeinflussen, nicht etwa umgekehrt. Nimmt man das Gegenteil an, stellt man die Dinge auf den Kopf und versackt im Idealismus, der eigentlich geschichtlich gesehen schon überholt war. Trotzdem gab es in den letzten fünf bis zehn Jahren vor allem massive Versuche, solche Kämpfe anzuheizen. Nachdem um die Jahrtausendwende sich zum Beispiel in Westeuropa wieder erneut Klassenkämpfe zu entwickeln drohten, hervorgerufen durch bestimmte besondere Restriktionen von Seiten der Bourgeoisie, mittels derer letztere ihrer Krise entkommen wollte, gibt es eine permanente Propaganda, ein zunehmendes Wiedervorrücken idealistischer Theorien. Und nicht nur Theorien, sondern vor allem eine Art vom Idealismus geprägte Praxis, welche sich in Europa, in europäischen Staaten und auch in Deutschland und Frankreich, in Großbritannien, gestützt auf eine zunehmende Ausbreitung durch das Vorrücken einer bestimmten Religion, des Islam. Wer dahinter dort wirklich vorrückt, sei erstmal noch dahin gestellt. Es gibt allerdings in der Tat eine massive Ausbreitung und es gibt Versuche, vor allen Dingen in den diversen Staaten, die benachteiligte, unterdrückte und ausgebeutete Bevölkerung damit zu erfassen. In Frankreich ist es recht deutlich geworden. In Frankreich ist es deutlich geworden zum Beispiel durch die sozialen Unruhen in den Banlieue, den Vorstädten, aber auch durch die Anschläge von Paris und Brüssel, aber auch durch die Zuspitzungen im den Staaten des Mittleren Ostens und die Auslösung der Flüchtlingskrise, hervorgerufen und ausgelöst vor allem durch die permanente Kriegführerei verschiedenster Parteien vor allem in Syrien, was zunehmend und scheinbar unaufhaltsam zur Zerstörung dieses Landes geführt hat und führt.


„Sichere Herkunftsländer“? Es gibt überhaupt kein einziges sicheres Herkunftsland auf der Welt, inklusive unser eigenes, denn in allen Ländern gibt es tiefgreifende soziale Widersprüche, und nicht nur das, es gibt Kriminalität und alles, was ansonsten noch die Ausbeutergesellschaften auszeichnet. So ein Unsinn. Das ist eine reine Ausrede, abgesehen davon, daß das sowieso kein Kriterium für Asyl sein kann, denn Asyl setzt politische Verfolgung voraus, und das ist den seltensten Fällen der Fall.

Identität – sei es persönliche als auch nationale - entwickelt sich nur dialektisch, und zwar in gleichzeitiger Verbindung und Abgrenzung. Anders geht das nicht. Anders bedeutet es Stagnation, und darin entwickelt sich gar nichts. Grenzt man sich nur ab, gibt man sich mit einmal Erreichtem zufrieden, bedeutet das in Wirklichkeit Rückgang, denn es entwickelt sich nichts Neues, es entwickelt sich nichts weiter. Weiterentwicklung enthält daher immer beide Komponenten: sowohl Abgrenzung als auch Verbindung. Internationale Ausbeutung impliziert internationale Verbindung, und Letzteres bedeutet Weiterentwicklung. Und das wiederum bedeutet, daß der internationalen Ausbeutung zugleich die Möglichkeiten der Schranken gesetzt werden und damit die Möglichkeit zu ihrer Überwindung.


Der Spiegel bringt in einer seiner neuesten Ausgaben wieder einen ausführlichen Artikel über das Geschäft der Schlepper, mittels deren Hilfe die ganzen Flüchtlinge nach Europa, und zwar namentlich nach Deutschland gebracht werden. Sehr interessant. Die Frage, die sich sofort dabei stellt, ist allerdings: warum bringt der Spiegel das schon wieder? Das ist doch nicht erst jetzt bekannt geworden, das wissen wir doch die ganze Zeit, daß das so läuft. Da sind schon ganze Bücher drüber geschrieben worden. Die Antwort darauf lautet: das soll so sein. Das ist gewollt, dieser ganze Menschenhandel. Von wegen Flüchtlingskrise. Das hat nur sehr bedingt etwas mit dem Mittleren Osten und den Kriegen dort zu tun, sehr bedingt. Das ist organisiert, von vorne bis hinten, und ein Milliardengeschäft. Und sowohl einzelne Institutionen, einzelne Staaten als auch die Mafia verdienen sich dumm und dämlich daran. Das ist gewollt und das geht alles Richtung Deutschland, denn hier soll sich wieder eine Rechte etablieren, das ist auch gewollt. Ohne die Merkelsche Flüchtlingspolitik würde es die AFD in ihrem heutigen Zustand nicht geben. Und um es gleich dazu zu sagen: das Entscheidende an denen ist nicht, daß sie ab und zu ein paar provokative Floskeln der Nazis ausgraben. Das Entscheidende an denen ist, daß sie genau auf dieser Welle schwimmen, auf dieser gewollten, organisierten Welle, auf der eben jene Milliardenprofite gemacht werden, welche bereits bis ganz oben in die Institutionen des internationalen Finanzkapitals ihre Stelle haben. Das ist gewollt, um in Deutschland wieder so etwas wie Rechtsextremismus hoch zu päppeln. Angela Merkel spielt dabei eine Kettengliedrolle. Das ist sozusagen die zweite Aufgabe, die diese Frau zu erledigen hat, neben der, die Atomenergie in diesem Land zu liquidieren, im Interesse des internationalen großen Kapitals.

Kein einziges europäisches Land ist ein Einwanderungsland. Auch Deutschland ist selbstverständlich kein Einwanderungsland, es sei denn man nimmt die demografische Entwicklung in diesem Land dafür als Maßstab, und das ist dann eben auch sehr beredt. Soviel zu dem heuchlerischen Charakter von Merkels jüngst geäußerten Rechtfertigungsversuchen ihrer Flüchtlingspolitik. Und wer den imperialistischen Krieg verhindern will, der muß die soziale Umwälzung fördern, überall auf der Welt.

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Es handelt sich um ein Kapitel aus der Broschüre „Syrien –von der Wiege der Menschheit bis zur Krise“ aus dem Jahr 2012 von dem arabischsprachigen Autor Karam Khella.

 

 

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