NEUE EINEHIT Extrablatt Nr.27 vom 15.08.96
 

 
ÜBER ROLF MARTENS

 

Ein Mann aus Malmoe, Schweden, Rolf Martens, der früher Mitglied der KPD/ML (NEUE EINHEIT) war, veröffentlicht Verleumdungen unserer Organisation, versucht jedoch gleichzeitig den Eindruck zu erwecken, als stehe er noch in einer gewissen Verbindung mit uns, und veröffentlicht Artikel von uns sowie unautorisierte Übersetzungen von Veröffentlichungen
von uns ohne unsere Erlaubnis.

Folgende Fakten müssen mit Hinblick auf ihn hervorgehoben werden:

Rolf Martens spricht nur für sich selbst. Er wurde aus der KPD/ML (NEUE EINHEIT) im April 1990 ausgeschlossen. In keiner Weise sind wir für seine Aktivitäten verantwortlich. Er wurde ausgeschlossen wegen seiner massiven Beschimpfungen unserer Organisation: daß sie die Seite gewechselt hätte und eine bürgerliche geworden sei. Diese Behauptungen wurden nie mit realen Gründen untermauert. Das einzige "Argument" bestand darin, daß wir nicht genügend gegen die grüne Bewegung kämpften; in diesem Zusammenhang griff er einen wichtigen Artikel über den 1. Mai 1989 an. Das ist Unsinn. Unsere Organisation hatte immer, im Jahre 1990 schon seit fünfzehn Jahren, die grünen und alternativen Schwindler und die sog. ökologische Bewegung demaskiert und bekämpft, und ebenso handelte sie 1989, 1990 und nach 1990. Es handelte sich um eine reine Erfindung von Rolf Martens. Im April 1990 brachte er kein einziges weiteres Argument vor.

Trotz aller Versuche, ihn von seiner falschen und absurden Haltung abzubringen, hielt er an seinen Ansichten fest, erklärte seien Austritt aus der Organisation und wurde zum gleichen Zeitpunkt einstimmig ausgeschlossen. Innerhalb der Frist von sechs Wochen, die wir ihm für die Vorlage schriftlicher Begründungen für seine Ansichten gesetzt hatten, kam kein Brief, kein Dokument bei unserer Organisation an. Fünf Monate später versuchte er einen neuen Standpunkt gegenüber unserer Organisation auszuarbeiten, mit neuen Argumenten, unter Verwendung von Verleumdungen, verzerrten Wiedergaben von Publikationen und Zitaten aus unautorisierten Papieren und internen Diskussionen, um Begründungen für seinen Standpunkt zu liefern. Auch dieses Dokument ist eine Selbstentlarvung von Rolf Martens, es trifft uns in keiner Weise. Er hat es weder ins Schwedische noch ins Englische übersetzt, daher ist es praktisch unbekannt.

Es war ein sehr überraschender Angriff, den Rolf Martens gegen unsere Organisation im April 1990 gestartet hat. In seinem Papier vom Sept. 1990 versuchte er, einige Argumente hinzuzufügen: unsere Organisation habe die "Aussiedler"-Kampagne unserer Bourgeoisie bekämpft (s. Anmerkung ). Er verlangte, ‚die neuen Mitbürger einfach zu integrieren‘ und ähnlichen Unfug, Punkte, die nie mit ihm in unserer Organisation diskutiert worden waren, und über die er innerhalb der Organisation systematisch eine Diskussion vermieden hatte.

Diese Dinge muß man sich vergegenwärtigen, wenn man die Briefe und Publikationen von Rolf Martens liest. Er hat kein Recht, für die KPD/ML (NEUE EINHEIT) zu sprechen. Er repräsentiert nur sich selbst.
Es ist sehr bezeichnend, daß sein Papier unfähig ist, offizielle Dokumente unserer Organisation zu kritisieren. Unsere Organisation wird ihren Weg fortsetzen.

Die weitere Politik unserer Organisation in aktuellen politischen Auseinandersetzungen nach dem April 1990 beweist ebenfalls die Richtigkeit der Thesen unserer Organisation. Es war unsere Organisation, die eine massive Kampagne gegen den irakischen Krieg des US-Imperialismus und seiner Verbündeten führte, es war unsere Organisation, die ausführlich zum jugoslawischen Krieg Stellung nahm, dem größten und opferreichsten Krieg der letzten Jahrzehnte in Europa, und in dieser Frage eine ins Einzelne gehende und korrekte Analyse vorlegte. Wir haben auch Stellung gegen die faschistischen Umtriebe und die Rekonstruktion des Faschismus in unserem Land genommen. Ein sehr umfangreicher und wichtiger Kommentar, den wir veröffentlicht haben, war "Die Staats-Connection" (April 1992). Darin behandelte unser Vorsitzender noch einmal, in sehr komprimierter und faßlicher Form, die entscheidenden Punkte des Hintergrundes des sog. Terrorismus, und ging der Sache auf den Grund. Der Artikel behandelt Fragen, mit denen sich revolutionäre Organisationen in diesem Lande seit zwanzig Jahren haben auseinandersetzen müssen, d.h. in allererster Linie die Rolle der Staatsorgane. Selbstverständlich unterstützten wir die sozialen Belange der Arbeiterklasse. All dies beweist, daß wir die revolutionäre proletarische Linie in den Jahren 1991-94 fortgesetzt haben, unter Einsatz all unseres Wissens, all unserer Informationen. Gleichzeitig haben wir unsere theoretische Arbeit vertieft und haben die ganze Zeit hindurch an der Fortsetzung der Grundlegung der revolutionären Politik gearbeitet. Alles das wird von Rolf Martens in den Wind geschlagen und zu Nichts erklärt.
Rolf Martens muß Stellung nehmen zu der Politik, die wir fortgeführt haben: ist es eine revolutionäre Politik oder nicht?

Ein Brief des Zentralkomitees an Rolf Martens vom Sept. 1994 wird ebenfalls übersetzt und publiziert.

 
 
 

Was war die Rolle der KPD/ML (NEUE EINHEIT) in der Entwicklung?
 

Zu Anfang der 70er Jahre verteidigte unsere Organisation die Kulturrevolution gegen den Widerstand der gesamten revisionistischen und sozialdemokratischen Mafia. Mit all unserer Energie kämpften wir von 1970 bis 1972 gegen unseren Staat sowie gegen die politischen Kräfte, die insbesondere in Berlin (West), wo unsere Organisation entstanden war, repräsent waren, arbeiteten in Gewerkschaften, in anderen Institutionen, betrieben soziale Propaganda, machten Propaganda für die Revolution und schreckten auch nicht davor zurück, es praktisch anzuwenden. Die Tätigkeit unserer Organisation zeichnete sich insbesondere durch die konkrete Analyse der konkreten Situation aus, durch die konkrete Anwendung der Grundlehren des Marxismus-Leninismus und Mao Zedongs.
Umgekehrt mußten wir uns gegen die massivste Subversion des Staatswesens in Berlin und Westdeutschland zur Wehr setzen und wurden härtesten Proben ausgesetzt.

Wir kämpften gegen die arbeiteraristokratische und revisionistische Konzeption des sog. KABD (heute MLPD). Wir bekämpften pseudomarxistische und betrügerische Organisationen wie den "Roter Morgen", die "KPD/AO", den "KBW" und das sog. "ZB", die alle wirkliche Betrügerorganisationen waren unter staatlichem und direktem bürgerlichem Einfluß. Die letztgenannte wurde 1972 unter die drei vorgenannten aufgeteilt, und diese drei wechselten die Seite so schnell wie möglich, sobald der Umsturz in China Realität war. So schnell wie möglich wechselten alle diese Organisationen zum Feind über, zu den Revisionisten, und bekämpften den Marxismus-Leninismus, die Politik und die Lehren von Mao Zedong und überhaupt jede schöpferische revolutionäre Umsetzung.
In der Zeit von 1973/74 kämpfte unsere Organisation, gegen alle Widerstände, für die Linie Mao Zedongs in internationalen Fragen, und organisierte gleichzeitig den Widerstand unserer Gruppe gegen die Unterdrückung durch die Behörden unseres Landes, allein, ohne Unterstützung irgendeiner Organisation im Ausland.

Die ganze Zeit über arbeitete dabei unsere Organisation auch in der Praxis in den Betrieben und setzte sich für die sozialen Belange der Arbeiter und anderer unterdrückter und ausgebeuteter Schichten ein, soweit es die Größe dieser Gruppe überhaupt zuließ. Obwohl durch die staatliche Repression die Organisation von 1973 an stark dezimiert war, arbeitete sie trotzdem mit einer Unzahl von Publikationen und öffentlichen Propagandamassnahmen weiter.
 

Über einige Fragen der Situation 1976 bis 1977 und danach

Zu Ende der 70er Jahre verteidigte unsere Organisation die Linie Mao Zedongs gegen die revisionistische Machtusurpation in China. Wir - und nicht etwa die TKP/ML - verteidigten die Linie Mao Zedongs, wiesen die Linie der Albaner und derjenigen, die mit ihnen zusammenarbeiteten, zurück. Es gibt viele Dokumente aus dieser Zeit, die diese Feststellung beweisen. Jedermann kann kommen und nach den Einzelheiten fragen. Wir werden unsere Feststellung durch viele Belege aus dieser Zeit beweisen, die für die kommunistische und revolutionäre Bewegung der ganzen Welt interessant sind.

In dieser Zeit auch entwickelte unsere Organisation unter der Leitung von Klaus Sender eine Kritik an dem aufkommenden Ökologismus und an den Versuchen, die moderne Produktion zu verunglimpfen und ultrarechte Standpunkte gegen Entwicklung und Wachstum im ganzen Land auszubreiten. Insbesondere gegen die sog. Anti-Kernenergie-Bewegung machte unsere Organisation als einzige Front. Sie verteidigte die revolutionären modernen Produktivkräfte, verteidigte insbesondere die Naturwissenschaften und den revolutionären Materialismus. Somit verteidigte unsere Organisation auch als einzige die grundsätzliche Anschauung des Marxismus über Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse. Wir standen in dieser Rolle als ausschließliche und einzige in unserem Land und darüber hinaus, soweit wir wissen, sogar innerhalb der europäischen Länder da. Welche Organisation sonst auf der Welt hat diese Rolle gespielt?

Aber die Diffamierung unserer Organisation durch alle diese Kräfte, insbesondere in dieser Zeit - Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre - und ihre Bemühungen, uns von jeder ausländischen Organisation abzuschneiden, kannten keine Grenzen.

Die Lage für die revolutionäre Partei in Deutschland war sehr schwierig nicht nur und nicht in erster Linie durch die staatliche Repression. Es fanden bereits damals durchgreifende Änderungen in der ganzen Struktur der arbeitenden Bevölkerung statt, es gab damals eine weitverbreitete Ersetzung von Industriearbeitern und Niedriglohn-Arbeiten durch ausländische Arbeiter und Beschäftigte. Sie bildeten bald einen sehr großen Teil des konzentrierten Proletariats, z.B. an den Fließbändern. Später wurde mehr und mehr Arbeit der einheimischen und der ausländischen Arbeiter in sogenannte Niedriglohnländer verlagert. Dieser Prozeß begann im großen Maßstab 1974, mit vielen sozialen Auswirkungen wie der Freisetzung von Arbeitern, Unterbeschäftigung unter Jugendlichen, Abschottung von Teilen der Arbeiter auf der einen Seite und einem weitverbreiteten Anwachsen des Arbeiteraristokratismus und der Korruption unter den Arbeitern auf der anderen Seite. Die ausländischen Arbeiter wurden ein bedeutender Teil und erhielten eine entscheidende Rolle in der Welt der deutschen Arbeiter, wobei der größte Teil der ausländischen Arbeiter türkischer Herkunft war. Daher wurden auch ausländische revolutionäre Organisation wichtig für die gesamte Lage auf der revolutionären Seite in Deutschland in den frühen 70er Jahren. Von den ersten Anfängen an sahen die deutschen Behörden diese Probleme und infiltrierten und kontrollierten ausländische Arbeitervereinigungen. Es hat niemals eine längere Zeit andauernde Einheit zwischen deutschen und ausländischen revolutionären Organisationen gegeben, auch nicht zwischen Organisationen verschiedener Nationalitäten. Und wenn es eine Zusammenarbeit gibt, wie im Falle der TKP/ML, dann nur mit einer reinen Studiergruppe wie "Gegen die Strömung" - zu dieser Zeit eine pro-albanische Organisation ohne irgendeine revolutionäre Praxis. Der grundlegende Kurs der TKP/ML zielte darauf, die türkischen Arbeiter im Deutschland auf die Ereignisse in ihrem Vaterland zu orientieren. All dies machte die Rolle einer revolutionären Partei in Deutschland noch schwieriger als sie ohnehin war.

Daß da etwas nicht stimmt, kann durch interessante Fakten verdeutlicht werden. Zum Beispiel: Der Name des großen Helden der frühen türkischen Revolution des Anfangs der 70er Jahre, Ibrahim Kaypakkaya, wurde in Deutschland 1979 publik gemacht, als zwei Deutsche in die Türkei gereist waren und den Namen und das Schicksal des ersten Vorsitzenden der TKP/ML nach Deutschland gebracht hatten. Ibrahim Kaypakkaya war vom türkischen Staat bereits 1973 ermordet worden. Die TKP/ML hatte von Anfang bis Ende der 70er Jahre in Deutschland gearbeitet und nie ein Wort über das Schicksal des eigenen Vorsitzenden gesagt. Was stimmte an dieser Bewegung nicht?

In den 80er Jahren führte unsere Organisation die Verteidigung des Marxismus-Leninismus und der Mao-Zedong-Lehren fort und begann auch mit der Entwicklung grundsätzlicher Theorien, bspw. über die sowjetische Geschichte, über den Leninismus, und begann die Untersuchung von Fragen bezüglich des Marxismus, was von der Realität diktiert wurde. Wir haben nie den revolutionären Krieg verneint. Aber in einigen wichtigen Fragen muß man auf die Gesamtheit der historischen Konzeption schauen. Man kann nicht auf dem theoretischen Niveau der 40er oder 50er Jahre verbleiben. Mao Zedong selbst hat die Theorie ‚wieder und wieder‘ entwickelt, und es ist ganz klar, daß der geschichtliche Schritt, der sich jetzt vollzogen hat und vollziehen wird, neue theoretische Impulse für die revolutionäre Bewegung in der Welt braucht.

Das erste Ergebnis der Untersuchungen von Klaus Sender waren die Artikel "Lenins Stellung zu Alexander Herzen" (neun Kapitel wurden 1986 und 87 veröffentlicht), und, noch wichtiger; die grundlegende Analyse "Leninismus und Zivilisation - Einführung zur Kritik", die bestimmte reale Probleme erörtert, nicht um die revolutionäre Bewegung zu zerstören, sondern um sie voranzubringen. Es war nicht schwer für uns, den schmutzigen Angriff von Rolf Martens zurückzuschlagen, den wir oben erwähnt haben.

Eine tiefgehende Diskussion wurde fortgesetzt. Die letzten beiden Jahrzehnte waren eine Periode sehr großer Veränderungen und neuer Erscheinungen im Wertmaßstab. Die oberste Leitlinie muß die komplexe Realität sein, ohne alle die historischen Erfahrungen zu vergessen, die in den Theorien der Menschheit und der Arbeiterklasse niedergelegt sind. Diese beiden Maximen müssen wir beachten.

Nach dem Sieg über eine destruktive und obstruktive Strömung in unsere eigenen Organisation zwischen Mitte 1992 und Mai 1993 haben wir das größte theoretische Programm zur Untersuchung kultureller Fragen aufgelegt, die eine große Rolle in der kommenden internationalen und sich internationalisierenden Welt spielen werden. Eine Überprüfung des Marxismus ist angesagt.

Aber alle Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen, behandeln wir in sehr fundierter Weise und mit langwierigen Prüfungen der Argumentation, um die revolutionäre Bewegung nicht zu verwirren, sondern um zu einem besseren Ausgangspunkt in der Zukunft zu kommen. Rolf Martens, der Verleumder unserer Organisation, kannte unsere Vorstellungen und unsere Kritik, und obwohl er gezwungen war zuzugeben, daß die Kritik "Leninismus und Zivilisation", die 1989 veröffentlicht wurde, korrekt ist, behauptete er, daß wir ausgerechnet in dieser Zeit, als wir große theoretische Anstrengungen und Fortschritte verzeichneten, "zu einer bürgerlichen Organisation degeneriert" seien. Der Unsinn seiner Behauptung springt in die Augen.

Es ist um so auffälliger, daß Rolf Martens in seinen internationalen Papieren und Erklärungen keine Gründe dafür angibt, warum unsere Organisation beschuldigt wird, degeneriert zu sein, eine bürgerliche Organisation zu sein. Nicht mit einem einzigen Wort versucht er, dies zu belegen. Das ist allerdings leicht erklärlich, weil er überhaupt nicht wünscht zu zeigen, worum es geht, sondern unsere Organisation für seine eigenen Zwecke mißbrauchen will.

 
Redaktion NEUE EINHEIT


abgeschlossen 15.8.96

Original des Textes in englisch.
 

Anmerkung:
Die "Aussiedler"- Kampagne besteht darin, daß die deutsche Bourgeoisie Millionen von Bürgern der früheren Sowjetunion, Polens, Rumäniens und anderer Länder unter Anwendung verschiedener Mittel veranlaßt, aus diesen Ländern nach Deutschland auszuwandern. Dabei führt sie an, diese Menschen hätten deutsche Vorfahren und hätten das Recht, deutsche Staatsbürger zu sein. Die Bourgeoisie spielt diese Menschen gegen die Bevölkerung Deutschlands, einschließlich von Arbeitern aus der Türkei und anderen Ländern, die hier seit langem arbeiten, aus. Bspw. wurden in den 80er Jahren die "Aussiedler" gegenüber allen anderen privilegiert, indem sie Arbeit und Wohnung erhielten, in einem Land mit einer Arbeitslosigkeit von mehreren Millionen und einer extremen Knappheit und Preissteigerungen bei den Wohnungen.  zurück

 

Im Internet zuerst veröffentlicht 17. August 1996

 
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© 1996 Verlag NEUE EINHEIT   (Inh. Hartmut Dicke)